Preußen-Stadion
Schwierige Gemengelage bei der Standort-Suche
Münster -
Nur die Hälfte auf einer Liste von 24 möglichen Stadion-Standorten kommt in Frage. Wir sagen, welche das sind.
Von Dirk Anger
Noch steht in den Sternen, ob überhaupt, wo oder wann in Münster ein erstligataugliches Fußball-Stadion gebaut werden kann. Die Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten Preußen Münster sind aber bis zum Sommer am Zug, die Standortvorschläge der Stadt zu prüfen. Von den insgesamt 24 Flächen, die die gewünschte Größe von 15 bis 20 Hektar mitbringen, kommt nach Ansicht des Planungsamtes – wie berichtet – überhaupt nur die Hälfte für eine vertiefende Prüfung weiter infrage.
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Acht realistische Standort-Vorschläge
Doch auch von dem verbliebenen Dutzend dürften einige Standorte nur schwerlich, eher gar nicht zu realisieren sein. Das hängt zuvorderst mit den schwierigen Grundstücksverhältnissen zusammen. An einigen Standorten müsste mit mehreren Eigentümern verhandelt werden. Andernfalls käme man dort nicht auf die von den Preußen gewünschte Flächengröße. Damit sei die Zahl der bei realistischer Betrachtung noch in Frage kommenden Flächen tatsächlich nicht größer als acht - wenn überhaupt, wie ein Insider zu berichten weiß.
Gelände am Stadthafen 2 beliebt
Das ehemalige Industriegelände zwischen Hawerkamp und Albersloher Weg am Stadthafen 2, wo jeden Herbst im Oktoberfestzelt gefeiert wird, steht bei den Preußen wegen seiner zentralen Lage hoch im Kurs. Unter der Voraussetzung des Rückbaus des Hafenbeckens ließe sich dort zwischen Halle Münsterland und Kanal eine 14 Hektar große Fläche erschließen, heißt es in der Potenzialstudie der Stadt. Fast alles steht im Eigentum von Stadt und Stadtwerken, hinzu kommen drei Hektar auf der gegenüberliegenden Kanalseite. Der dahinter liegende und im Flächennutzungsplan festgeschriebene Stadion-Standort Nieberdingstraße steht dagegen bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein nicht zur Verfügung.
Kulturszene am Hawerkamp als Gegenargument
Aber auf das Gelände am Stadthafen 2 haben längst Gewerbetreibende und Wirtschaftsförderer ein Auge geworfen, wie zu hören ist. Zudem könnte die benachbarte Kulturszene vom Hawerkamp für die Entwicklung eines Stadion-Standortes dort ein Hindernis darstellen. Allenfalls eine Einbeziehung der Kulturschaffenden in mögliche Stadion-Pläne ist denkbar. Eine Verlegung der Hawerkamp-Szene gilt aktuell als kaum realistisch, zumal es dafür es eine politische Mehrheit im Rat geben müsste. Inzwischen hat sich die dortige die Kulturszene aber einen gewissen Stellenwert in der Stadtgesellschaft erarbeitet.
Fläche am Schiffahrter Damm
Ein Grundstück, das zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt steht, befindet sich am Schifffahrter Damm/Hessenweg östlich vom Dortmund-Ems-Kanal. Dieser Bereich ist vor Jahren schon einmal als Stadion-Standort gehandelt worden. Als negativ fällt aber ein fehlender Bahn-Haltepunkt ins Gewicht, der mit Blick auf ein im Endausbau bis zu 40.000 Zuschauer fassendes Stadion vielen als notwendig erscheint. Der Neubau eines dann 1,4 Kilometer entfernten Haltepunktes dürfte die Kosten für die Infrastruktur rund ums Stadion naturgemäß deutlich in die Höhe treiben.
Preußen-Stadion-Debatte seit 27 Jahren
Zwei Grundstücke am Kappenberger Damm
Auch im Bereich Kappenberger Damm/Getterbach verfügt die Stadt allein über ein ausreichend großes Grundstück. Weiter nördlich davon liegt indes eine zwar als grundsätzlich geeignet erscheinende Fläche (nördlich vom Getterbach) zwischen Autobahnzubringer (B51) und Kappenberger Damm: Dort gibt es allerdings gleich sechs Eigentümer, nur ein knappes Drittel gehört bislang der Stadt. Ähnlich sieht die Situation im Bereich Steinfurter Straße/Wasserweg aus. Die dortige Fläche ist aber auch für ein neues großes Wohngebiet in den Blick geraten.
Sprakel, Weseler Straße und Albachten
Einfacher könnte es nördlich von Sprakel in der Spitze zwischen Autobahn und B 219 sein. Die identifizierte Fläche steht im Eigentum von nur zwei Eigentümern. Nur einen privaten Eigentümer gibt es für eine 20,5 Hektar große Fläche im Bereich A1/Weseler Straße. Nur einen Eigentümer gibt es am seit Wochen schon öffentlich gehandelte Areal in Albachten an der A43.
Eigentumsfrage nur ein Aspekt
Doch bei der Suche nach Stadion-Standorten für eine weitergehende Prüfung ist die Eigentumsfrage nur ein Aspekt, der über die möglich Realisierung der Neubaupläne entscheiden wird. Daneben spielen die Gesichtspunkte Verkehr, Immissionen und vor allem Natur- und Umweltschutz eine entscheidende Rolle.
Fortgang hinter verschlossenen Türen
Stadt und Verein haben für den Fortgang des Verfahrens Vertraulichkeit vereinbart. So dürften in den Monaten zunächst im Verborgenen die Köpfe rauchen. Erst im Sommer wird sich abzeichnen, ob eine Neubau-Debatte auch wieder um Standorte außerhalb des Stadtgebietes entbrennen wird.
Und derzeit läuft ja noch das Bebauungsplanverfahren für den Sportpark Berg Fidel und das alte Stadion an der Hammer Straße, das in diesen Monaten auf die Zielgerade einbiegen soll.
Auch auf der Facebook-Seite unserer Zeitung ging die Diskussion über den künftigen Stadion-Standort am Wochenende rege weiter. „Lützowstraße/Warendorfer Straße? Wird da viel getrunken in den Gremien und im Vorstand?“, fragt Nutzer Felix Schäferhoff. „Der SCP hat es über Jahrzehnte nicht geschafft, für eine wohlwollende Akzeptanz bei Politik und Bevölkerung zu sorgen“, meint Jürgen Mörtel. Er glaubt, dass der Zug inzwischen abgefahren ist. „Raus aus der Stadt oder eine perfekt geplante Infrastruktur und Parksituation. Alles andere wäre für Anwohner nicht zumutbar“, so die Ansicht von Herbert Luidolt. Wenig optimistisch ist Roland Ribbers: „Ich wette, dass sich alle mal wieder nicht einig werden, wie immer halt in Münster.“ Udo Gilles stellt klar: „Um das Stadion geht es schon seit Jahrzehnten. Und es wird langsam Zeit, das sich da was tut.“ „Hessenweg wäre top“, schreibt Ranjit Patrick Singh-Maan. „Raus aus Münster“, fordert Rainer Terwey. Diskutiert wurde auch über den Vorschlag der SPD, auf dem aktuellen Preußen-Gelände Wohnungen zu bauen, falls es mal nicht mehr benötigt werden sollte. „Macht erstmal den ersten Schritt, bevor ihr den zweiten geht“, betont Christian Koni Konert. „Wahlkampf-Phrasendrescherei. Im Endeffekt geht es um Stimmenfang“, glaubt User Peter Henkenborg.
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