Nachts systemrelevant
Sputnikhalle ruft zu Spenden auf
Münster -
Für viele Konzertgänger und Rockmusik-Fans ist die Sputnikhalle so etwas wie ein zweites Zuhause. Doch auch die Sputte leidet unter den Corona-Folgen. Via Facebook hat man nun einen Spendenaufruf gestartet. Die Reaktion seien überwältigend, findet der Chef.
Von Björn Meyer
Sie liegt etwas außerhalb, selbst im Hawerkamp noch am Rand. Doch eigentlich ist die Sputnikhalle ein Mittelpunkt – Münsters Zentrum für Rockmusik. Seit beinahe drei Jahrzehnten, in der Party-Zeitrechnung also sozusagen seit Menschengedenken, wummern hier am Wochenende die Boxen. Dazu kommen über 100 Konzerte, die jährlich in den beiden Räumen „Halle“ und „Café“ stattfinden. „Dieses Jahr hätte unser umsatzstärkstes Jahr werden können“, sagt Bernhard Kuhlmann, seit 25 Jahren Geschäftsführer der Sputnikhalle. Dann kam Corona – und in dieser Woche hat Kuhlmann etwas getan, das er eigentlich nie tun wollte.
Via Facebook hat das Team der Sputnikhalle am Dienstag einen Spendenaufruf gestartet. „Wir brauchen eure Hilfe“, ist er überschrieben. Die Reaktion darauf? „Überwältigend“, sagt Kuhlmann. Schon nach wenigen Minuten fließen die ersten Spenden. Doch mehr noch als die finanzielle Hilfe freuen den Sputnikhallen-Chef eigenem Bekunden nach die Worte, die mit den Spenden übermittelt werden. „Für mein Leben systemrelevant“, schreibt ein Nutzer am Dienstag. „Der Ort hat mein Leben verändert“, ein anderer.
Kleine Beträge, hoch relevant
„Wir stehen völlig unter Adrenalin“, sagt Kuhlmann. Ob von Stammkunden, Tontechnikern, Musikern und ehemaligen Angestellten, von überall laufen seit Dienstag die Spenden ein – kleine Beträge, hoch relevant. In dieser für Club und Team schweren Zeit sei dies ein Mutmacher – und zugleich Zeichen, dass es vielen Menschen nicht egal sei, dass der Laden weitgehend geschlossen bleiben muss.
Dennoch tat sich Kuhlmann lange Zeit schwer mit dem Aufruf. „Ich fand, das macht man eigentlich nicht“, gesteht er. Doch als immer deutlicher wurde, dass der Konzert- und Clubbetrieb nicht nur einige Monate, sondern auf nicht absehbare Zeit ausfallen müsse, änderte sich diese Einschätzung notgedrungen.
Kredit aufgenommen - kein Grund zum Jammern
Denn auch, wenn Kuhlmann zwischendurch kurz zweifelte, mittlerweile steht fest – so gut das eben geht – die „Sputte“ soll nach Corona wieder öffnen. Dafür braucht der Chef eigenen Angaben zufolge gerade seine Altersreserven auf. Bei der KfW-Bank wird er sich zudem eine hohe Summe leihen müssen. Jammern? Will Bernhard Kuhlmann nicht. „Mein Großvater hat zwei Weltkriege und die spanische Grippe miterlebt, da geht es uns doch gut.“
Derzeit finden in unregelmäßigen Abständen auf dem Sputnik-Vorplatz Veranstaltungen statt. Mit dieser Perspektive kann er aktuell fünf von 36 Angestellten wieder eine Beschäftigung bieten. „Ich hoffe, dass wir plus/minus null durch den Sommer kommen“, sagt Kuhlmann. Ein Wunsch, der die grundsätzliche Tristesse der Branche verdeutlicht.
Die Spendenaktion soll nun dafür sorgen, dass die laufenden Kosten einige Monate mehr getragen werden können. „Ich war mal Stammgast, vor fast 20 Jahren. Ich hab immer gedacht, irgendwann geh ich mit meinen Kindern wieder bei euch tanzen“, schreibt Anne Knoke auf Facebook. Das könnte klappen, denn: „Ich will noch lange weitermachen“, sagt Bernhard Kuhlmann.
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