Fußball: 3. Liga
1:1 - Preußen verpassen Sieg in Erfurt
Ist es eine gute Nachricht, dass Preußen Münster auch nach vier Drittliga-Partien noch ungeschlagen ist? Beurteilen kann das jeder selbst. Das 1:1 (1:1) bei RW Erfurt war jedenfalls etwas zu wenig für die Ansprüche des SCP, zumal der Gegner keineswegs furchteinflößend auftrat.
Von Thomas Rellmann
Trainer Ralf Loose betonte nachher auch, dass ihm die erste Hälfte gar nicht gefallen habe. „Kein Rhythmus, keine Kontrolle“, meinte er. Nach der Pause sah er sein Team verbessert. „Aber auch da hätten wir durchsetzungsfähiger sein müssen.“ Verteidiger Marco Pischorn sagte: „Wir hatten den Gegner gut im Griff, haben es vorne aber leider nicht zu Ende gespielt. Daher geht das Unentschieden wohl in Ordnung.“ Nach vier Partien und sechs Zählern findet der Blondschopf: „Die Defensive steht gut, leider leidet der Angriff darunter.“
SC Preußen gegen RW Erfurt
Die Preußen begannen mit einer Systemveränderung. Im 4-3-3 löste Benjamin Schwarz den Stürmer Abdenour Amachaibou ab, was aber nicht zwingend zu weniger Offensive führen musste. In diesem Fall lag es eher nicht an der Umstellung, dass das erste Spieldrittel sehr mau daher kam. Foul, Pfiff, Freistoß, Einwurf, Ecke - so ließen sich die ersten 35 Minuten zusammenfassen. Kein Spielfluss, keine Kreativität, kein Vorwärtsdrang. Das galt für beide Teams, auch wenn der SCP etwas aktiver zu Werke ging und mehr Ballbesitz hatte. Den Hauch einer Chance besaß nur Marc Heitmeier mit einem Kopfball nach Amaury Bischoffs Freistoß, der knapp über den Querbalken strich (6.).
Von RWE kam nichts nach vorne. Umso überraschender dann die Führung. Heitmeier grätschte einen Steilpass von Sascha Eichmeier direkt Florian Bichler in die Füße. Der bediente Carsten Kammlott klasse - und Erfurts Top-Angreifer hatte keine Mühe, Keeper Niklas Lomb zu überwinden (38.). So schwer sich Münster bis dahin im Aufbau auch tat, so beeindruckend fiel die schnelle Reaktion nach dem 0:1 aus. Mehmet Kara schickte Rogier Krohne lang. Der Niederländer ließ Mario Erb stehen und spitzelte das Leder knapp vor der Grundlinie an Torhüter Philipp Klewin vorbei nach innen, wo Elie Laprevotte seinen Fuß hinhielt und problemlos das 1:1 besorgte (43.).
Nach der Pause wurden die Münsteraner dominanter. Bischoffs guten Freistoß kratzte der RWE-Keeper aus dem Winkel (52.), Schwarz und Krohne hatten Pech bei einer Doppelchance (61.). Zudem hätte Ex-Preuße Fabian Hergesell für ein Foul an Krohne Gelb-Rot sehen können (52.), was Loose später monierte. Die Thüringer blieben im Angriff erschreckend harmlos, obwohl sie eigentlich sehr spielfreudige Akteure in ihren Reihen haben. Schwarz hatte noch einen weiteren Abschluss nach Vorarbeit von Kara und Marcus Piossek, doch dieser geriet zu harmlos (65.). Damit war die beste Preußen-Phase aber auch wieder beendet. Die Hausherren hielten sich weiter dezent zurück, beließen es bei der 100-Prozent-Quote: eine Chance, ein Tor.
Die Preußen in der Einzelkritik - Gegen RW Erfurt
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Niklas Lomb, Note 3: sicherer Rückhalt auf der Linie, allerdings auch mit kleineren Wacklern bei hohen Bällen
Foto: Jürgen Peperhowe -
Amaury Bischoff, Note 3: Schlug gute Standards, versuchte Ordnung in das SCP-Spiel zu bringen. Gelang ihm nicht immer
Foto: Jürgen Peperhowe -
Felix Müller, Note 2,5: Ein Aktivposten auf der linken Seite, bot sich bei vielen Ausflügen nach vorne an. Musste gelb-vorbelastet nach 78 Minuten vom Feld
Foto: Jürgen Peperhowe -
Charles-Elie Laprevotte, Note 2,5: Ordentlicher Auftritt, erzielte sein erstes Tor für die Preußen
Foto: Jürgen Peperhowe -
Marcus Piossek, Note 3: Nicht so auffällig wie sonst, war aber bemüht, Struktur in die Offensivaktionen der Preußen zu bekommen.
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Marc Heitmeier, Note 3: Verlor nur wenige Duelle, wie immer gut im Zweikampf. Einziger Makel: leistete sich beim Gegentor einen Stellungsfehler
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Rogier Krohne, Note 3: Erst verpatzte er durch eine misslungene Ballannahme eine dicke Chance, legte dann aber gekonnt für Laprevotte auf. Ein durchschnittlicher Auftritt
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Marco Pischorn, Note 2: Bester Preuße, kompromisslos im Zweikampf, bei offensiven Standards gefährlich
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Mehmet Kara, Note 3,5: War in der ersten Halbzeit lange kaum zu sehen, blühte nach dem Wechsel auf und sorgte für einige Lichtblicke
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Björn Kopplin, Note 3: Solide Vorstellung auf der rechten Seite, hatte defensiv alles im Griff
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Wiebe, Note (-): Kam mit Reichwein und half in Unterzahl, den Punkt über die Zeit zu retten
Foto: Jürgen Peperhowe -
Reichwein, Note (-): Feierte in der 78. Minute sein Comeback an alter Wirkungsstärke
Foto: Jürgen Peperhowe -
Benjamin Schwarz, Note 4: Die tragische Figur der Adlerträger. Lange solide, sah dann in Minute 82 zum zweiten Mal in dieser Saison die Ampelkarte
Foto: Jürgen Peperhowe
Zur tragischen Figur wurde am Ende noch Schwarz. Schon im ersten Saisonspiel gegen Großaspach hatte der 29-Jährige Gelb-Rot gesehen. Und diesmal kassierte der Neuzugang, der nach der Auswechslung des verwarnten Felix Müller hinten links verteidigte, erneut die Ampelkarte, sein Foul gegen Okan Aydin ließ Referee-Debütant Florian Kornblum keine andere Wahl (82.). Wieder geriet der SCP also in Unterzahl, zum dritten Mal im vierten Spiel. Ein Freistoß von Aydin (90.+1), den Lomb parierte, und ein Kopfball von Tugay Uzan (90.+2), der in den Armen des Keepers landete, hätten den schwachen Gastgebern beinahe sogar noch den ersten Saisonsieg beschert. Verdient hätten sie es noch viel weniger gehabt als die nur in der Abwehr überzeugenden Preußen. So blieb es beim Standard-Ergebnis. Zum fünften Mal beim sechsten Aufeinandertreffen im Steigerwaldstadion teilten sich diese Teams die Punkte.
RWE: Klewin - Odak, Erb, Laurito, Hergesell - Bichler (59. Aydin), Judt (67. Menz), Tyrala, Eichmeier - Kammlott, Szimayer (81. Uzan)
SCP: Lomb - Kopplin, Pischorn, Heitmeier, Müller (78. Wiebe) - Laprevotte, Bischoff, Schwarz - Piossek (88. Tritz), Krohne (78. Reichwein), Kara
Schiedsrichter: Florian Kornblum (Chieming)
Tore: 1:0 Kammlott (38.), 1:1 Laprevotte (43.)
Zuschauer: 4780
Gelb: Hergesell, Kammlott / Müller
Gelb-Rot: Schwarz (82.)