Lohnt sich die Eröffnung eines Tagesgeldkontos?
Das Tagesgeldkonto wurde in den 1990er-Jahren von den Banken eingeführt und fand seinen Platz zwischen dem Sparbuch als reinem Sparkonto und dem üblichen Girokonto, das fast alle Deutschen besitzen und mit dem sie ihre Geschäfte abwickeln. 2022 wurden 16,72 Millionen Tagesgeldkonten in Deutschland gezählt.
In den Zeiten der historischen Nullzinsphase der EZB hatte der Run auf das Tagesgeldkonto spürbar nachgelassen. Nach einer mehrmaligen Erhöhung des Leitzinses wird das Tagesgeldkonto allerdings wieder attraktiver.
Wir klären die Besonderheiten, die das Tagesgeldkonto Verbrauchern bietet, stellen die Vor- und Nachteile der Kontoführung vor und zeigen auf, wer am meisten profitiert.
Was ist ein Tagesgeldkonto?
Der Begriff Tagesgeldkonto steht für tägliche Verfügbarkeit, womit das erste Merkmal dieser Geldanlage benannt ist. Anders als bei einem Festgeldkonto können Kunden jederzeit Geld abbuchen. Die damit einhergehende Flexibilität passt zum Zeitgeist mit seinen veränderten Kundenansprüchen.
Die Banken haben das Recht, jederzeit den Zinssatz zu verändern, sodass sich dieser schneller den ökonomischen Rahmenbedingungen anpassen kann. Einzahlungen auf das Tagesgeldkonto werden in der Regel über das Girokonto abgewickelt. Für den üblichen Zahlungsverkehr ist das Tagesgeldkonto ungeeignet, weil Überweisungen und Aufträge mit ihm nicht möglich sind.
Der Tagesgeldkonto-Vergleich
Ebenso wie bei Girokonten können die Angebote von Banken für das Tagesgeldkonto im Internet über Anbieter wie FINANZENTDECKER bequem miteinander verglichen werden. Auf diese Weise erhalten Kunden das attraktivste Angebot, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Für den Tagesgeld-Vergleich empfiehlt sich die folgende Vorgehensweise:
Die Vorteile des Tagesgeldkontos
Während bei einem Girokonto der reguläre Zahlungsverkehr im Vordergrund steht, ist der Aspekt des Geldsparens bei einem Tagesgeldkonto wichtiger. Auf diese Weise sind die Zinsen deutlich höher als bei einem Girokonto. Zu Zeiten der Nullzinspolitik der EZB gab es immerhin noch einen durchschnittlichen Zinssatz von 0,3 %, während sich das Geld auf dem Girokonto nicht mehr vermehrte. Die Zinsen werden je nach Anbieter monatlich, jährlich oder vierteljährlich ausgezahlt.
Durch Einzahlung kann die Spareinlage bei Bedarf erhöht werden. Gebühren, wie diese bei einem Girokonto anstehen, etwa für die Kontoeröffnung und Kontoführung, bleiben Kunden mit einem Tagesgeldkonto erspart und Kündigungen sind nicht an Fristen gebunden. Anders als bei einem laufzeitgebundenen Festgeldkonto besitzen Sparer den Vorteil der freien Verfügbarkeit, sodass ihnen das Abheben vom Tagesgeldkonto jederzeit möglich ist.
Vermögen bis 100.000 Euro sind in Deutschland durch die staatliche Einlagensicherung geschützt. Geht das Sparguthaben über diesen Betrag hinaus, empfiehlt sich die Aufteilung des Vermögens auf mehrere Tagesgeldkonten. Dies gilt zumindest unter der Voraussetzung, dass die Bank Kunden keine private Einlagensicherung anbietet, die über die staatliche Einlagensicherung hinausgeht.
Die Nachteile des Tagesgeldkontos
Das Tagesgeldkonto kann nicht für den Geschäftsverkehr genutzt werden, da Transaktionen und Daueraufträge mit ihm nicht möglich sind. Da die Bank das Recht hat, jederzeit die Zinsen zu verändern, um diese an die ökonomische Lage anzupassen, sind unliebsame Überraschungen in Form von Zinssenkungen nicht ausgeschlossen. Die Nutzung des Tagesgeldkontos als Anlage hat ihre Grenzen, weil für eine langfristige Wertanlage andere Anlageformen durch höhere Zinsen geeigneter sind.
Wofür wird ein Tagesgeldkonto genutzt?
Der Mehrwert des Tagesgeldkontos erklärt sich vor allem durch die Verbindung zwischen Anlage und Sparguthaben, da es in beiden Fällen zwar nicht ideal ist, sich dafür aber für beide Zwecke gleichzeitig nutzen lässt. Dies bietet Kunden eine höhere Flexibilität als bei einem Ein-Zweck-Konto.
Die meisten Kunden, die ein Tagesgeldkonto führen, nutzen dies, um Geld zu parken und dieses für temporäre Liquiditätsengpässe und plötzliche Ausgaben zu nutzen. Das Tagesgeldkonto wird damit gern als Geldpolster für kurzfristige Ausgaben verwendet, während die moderaten Renditen gern mitgenommen werden. Als sicher gelten Spareinlagen im Wert von mindestens drei Monatsgehältern.
Die Grenzen des Tagesgeldkontos
Das eingelagerte Geld wird auf dem Tagesgeldkonto eher kurzfristig gebunden. Da langfristig gebundenes Kapital tendenziell höher verzinst wird, sind für die langfristige Geldanlage andere Anlageformen attraktiver. Dazu gehört unter anderem die Anlage auf einem Festgeldkonto, womit Anleger zwar ihre freie Verfügbarkeit über ihre Einlagen verlieren, dafür aber von höheren Zinsen profitieren.
Wirkliche Vermögenswerte lassen sich mit einem Tagesgeldkonto nicht aufbauen. Wer an spektakulären Renditen interessiert ist, kann seine Chancen im Börsenhandel (Trading) und Immobilieninvestment suchen.
Steigende Zinsen erhöhen die Unterschiede
In den Zeiten der historischen Nullzinsphase der EZB bot das Tagesgeldkonto seinen Kunden mit durchschnittlich 0,3 % Zinsen wenigstens moderate Möglichkeiten für Rendite. Die 0,3 %, die es an Zinsen gab, markierten zugleich den Unterschied zu einem Girokonto, das überhaupt keine Rendite mehr abwarf. Durch die mehrmalige Anhebung des Leitzinses der EZB auf nunmehr 2,5 % werden die Unterschiede bei den Zinsen zwischen dem Tagesgeld- und Girokonto wieder spürbarer und die Attraktivität des Tagesgeldkontos steigt.
Zum Jahresbeginn 2023 sind abhängig von der Art der Anlage folgende Zinsen möglich:
- Girokonto: kaum bis keine
- Sparbuch: bis 1,1 %
- Tagesgeldkonto: bis 2,1 %
- Festgeldkonto: bis 3,5 %
Die Gelegenheit zum Sparen ist wieder günstig
Zentralbanken erhöhen die Zinsen, um die Konjunktur anzukurbeln und auf diese Weise einer möglichen Wirtschaftskrise entgegenzuwirken. Den Banken ist bewusst, dass sie damit das Risiko einer Inflation erhöhen. Aufgrund der aktuellen Krisensituation, die in der Schwierigkeit von Unternehmen, ihren Stromverbrauch zu finanzieren, ihre markanteste Ausprägung hat, rechnen Analysten mit einer Fortsetzung des Trends. Damit dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Erhöhung des Leitzinses seitens der EZB ins Haus steht.
Dies gilt auch deshalb, weil die Zentralbanken der USA (Fed) und England (Bank of England), an denen sich die EZB in ihren Entscheidungen zumindest orientiert, ihren Leitzins noch deutlicher erhöht haben. So liegen die Leitzinsen in England derzeit bei 3,5 % und in den USA zwischen 4,25 und 4,5 %. Je höher die Zinsen liegen, desto größer fallen die Unterschiede zwischen den einzelnen Anlageformen aus und desto lohnender wird ein Augenmerk auf die Zinsen. Die Zeit ist günstig für alternative Konzepte zum Girokonto.
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