Rat beschließt spontan eine Elternbefragung
Druck auf die Konfessionsschulen
Greven
Das war überraschend. Im Rat sollte es nicht um die Konfessionsschulen gehen. Bis dann plötzlich zwei Eltern die Ordnung durcheinanderbrachten. Jetzt müssen die Eltern über die Zukunft entscheiden.
Spannung, Spontanität, Überraschung. Von Beginn an machte das Thema Konfessions-Grundschulen die Ratssitzung am Mittwoch in der Mensa des Marienschulzentrums zum allerbestem Polittheater. Auslöser: Kritische Nachfragen zweier Eltern von Grundschulkindern. Erlöser: Uwe Kunze, 33 Jahre für Recht und Ordnung in Greven zuständig, der in seiner letzten Ratssitzung eine überraschende Wendung vorschlug.
Der Reihe nach. Das Thema Konfessionsschulen beschäftigt Grevens Politik seit geraumer Zeit. Im letzten Schulausschuss war man davon ausgegangen, dass der Rat in seiner April-Sitzung das Verfahren einleiten sollte, um aus Grevens noch vier Konfessionsschulen möglicherweise Gemeinschaftsgrundschulen zu machen. Wenn die Eltern so entscheiden.
Keine Infoveranstaltung
Monika Wagner, Mutter von zwei Kindern, wunderte sich, dass die damals versprochene Informationsveranstaltung für Eltern noch nicht terminiert sei. Auch Thomas Hollstegge blies in der Bürgerfragestunde ins gleiche Horn: „Wie lange kann es dauern, einen Termin zu organisieren?“
Damit trafen sie einen wunden Punkt. Denn der Verwaltungsvorstand hatte weder das Thema auf die Tagesordnung genommen, noch zeitig eine Infoveranstaltung anberaumt. Fachbereichsleiterin Beate Tenhaken argumentierte: „Wir wollten die Kirche und die Bezirksregierung dabei haben, das geht erst nach Ostern.“
Das hieße aber auch, dass es vor der Juni-Sitzung des Rates keinen Beschluss gegeben hätte. Und: Eine Elternbefragung hätte dann erst im Januar 2023 stattfinden können, erklärte Tenhaken. Mithin könnte frühestens zum Schuljahr 2023/24 ein Wechsel stattfinden.
Doch da fühlte sich nicht nur Dr. Christian Kriegeskotte (SPD) düpiert. Im Schulausschuss sei eindeutig der Beschluss gefasst worden, in diesem Jahr noch zu Potte zu kommen.
Irritierende Aussagen
Und um die Verwirrung zu vollenden, zitierte Beigeordneter Cosimo Palombo das Schulgesetz, das diese Möglichkeit eröffnet, wenn der Rat es beschließt. Da die Debatte coronagerecht hinter verborgenen Gesichtern stattfand, konnte man die Wirkung des Querschusses bei seiner Kollegin Tenhaken nur vermuten.
Für die betroffenen Eltern spielt die Zeit eine Rolle. Monika Wagner erklärt dieser Zeitung, warum: „Ich habe ein Kind auf der Marienschule, jetzt soll das zweite folgen.“ Aber falls es wegen Überfüllung zu einer Auswahl komme, muss sie bangen: „Die Konfession sticht alle anderen Gründe.“
Sie berichtet beispielsweise, dass im vergangenen Jahr alle i-Männchen aus Gimbte an die katholische Grundschule gekommen seien. Ein einziges Kind sei abgewiesen worden. Dessen Eltern seien Muslime gewesen.
Ein Novum: Während der Bürgerfragestunde wurde die Sitzung unterbrochen. Die Ratsmitglieder suchten im hitzigen Austausch eine Lösung. Die brachte dann Uwe Kunze, 33 Jahre für den Fachbereich Recht zuständig, der am Mittwoch seine letzte Ratssitzung absolvierte: Ein neuer Tagesordnungspunkt wurde eingeschoben. Der Rat beschloss, das Verfahren anzuschieben.
Damit sind die Eltern des aktuellen Jahrgangs um ihre Meinung gefragt. Ihr Votum entscheidet am Ende darüber, ob die Grundschulen Konfessionsschulen bleiben. Fazit: Mehrheitsbeschluss – aber die CDU (Christlich Demokratische Union) enthielt sich ihrer Stimmen. Dietrich Aden ebenfalls.