Greven 2022 - der Text des Jeckenliedes
Ein virulentes Jahr
Eigentlich sollte Anfang Januar 2022 die Prinzenproklamation der KG Emspünte stattfinden. Dafür hat unser Redaktionsmitglied Günter Benning dieses Lied geschrieben. Ein Abriss des Corona-Jahres 2021.
Hey, Leute kommt, ich sing ein Lied
von Greven an der Ems,
zwischen Gimbte und Hembergen
herrscht die Virulenz
Doch Zwanzigeinundzwanzig,
das Jahr, von dem ich singe,
gab‘s außer der Pandemie
auch ein paar andere Dinge.
Poller gab‘s und PCB
und den Bürgermeister,
Container für den Minnebusch
und andern Scheibenkleister.
Was ist, das kann nicht bleiben,
was kommt, muss wieder gehen.
Es gab sehr viel zu schreiben.
Es war nicht alles schön.
Refrain
Was wir machen, was wir lassen,
ob wir lieben oder hassen.
Trübsal blasen, hoch die Tassen,
das ist unser Greven.
Das PCB-Rathaus
Das Rathaus aus Beton und Stahl,
nennt man Architektur brutal.
In seinen Fugen steckt zuviel,
Polychloriertes Biphenyl.
Im Winter frieren die Angestellten,
weil es durch die Fenster weht.
Im Sommer kann man Eier kochen,
die man auf die Simse legt.
Die Experten sind ganz ehrlich,
dieses Rathaus ist gefährlich.
Jetzt wird nur überlegt,
ist das Kultur oder kann das weg?
Athen hat die Akropolis
und Rom das Kolloseum,
die Kunst von Dieter Oesterlen
steht noch in 1000 Jahren hier rum
Telegener Bürgermeister
Der Dietrich Aden ist besetzt,
er ist freitags der Star im Netz.
Bei Youtube hat er eine Sendung,
er ist ja noch so jung.
Wozu braucht man einen Rat,
wenn man ein Facebook hat.
Alles löst ganz schnell
ein Post bei Greven Aktuell
Im Rathaus geht das Personal
egal, es geht auch digital.
Im Bauamt gibt‘s bald Konferenz
mit künstlicher Intelligenz.
Wir klicken online für Hartz 4
und bei der Trauung zoomen wir.
Der Pass wird im Netz bestellt
beim Mega-Center Reckenfeld.
Wohnen an der Ems
Am Emsdeich wünscht das Wifo sich
ein Baugebiet mit Flussaussicht.
Der Gronover, der Hillebrand,
planen da ein Freizeitland.
Mit Hotel fürs Luxus-Schlafen,
Emsbalkon und Pünten-Hafen
Am Münsterdamm die Kirmes, schick,
in einem Eisen-Käfig.
Statt Rathaus gäb es eine coole
topmoderne Fachhochschule.
Concordia bei Öppe singt nur
Gaudeamus Igitur
Doch gleich fragen wahre Kenner:
wo bleibt dann der Glascontainer?
Und was wird aus Greven Grass
ohne einen Campingplatz?
Pollerie und Pollera
Endlich kommen sichere Zeiten,
Poller, die in die Erde gleiten,
Für 100 000 von der Steuer
Kintrup freut sich ungeheuer.
Schon hat einer in der Nacht
den ersten Poller platt gemacht.
Beim zweiten bleibt die Leuchte rot,
der dritte ersäuft und ist tot.
Beim vierten fährt die Nachbarin
die Platte runter, die ist hin.
Klaus Feldmann nimmt es in die Hand,
klebt sie fest mit Panzerband.
Pollerie und Pollera,
die Autos sind noch immer da.
Und das ist doof, weil das Geld
für wichtigere Sachen fehlt.
Radlerverbotszone
Ich fahr gern mit dem Rad
mitten durch die Innenstadt.
Neulich stoppte mich da einer,
denn hier ist nur für Zweibeiner.
Tanki und Germania,
Löw und liebes Mandala,
ich komme nicht mehr zu euch hin,
weil ich ein Radfahrer bin.
Stattdessen muss ich Slalom fahren
um Mülltonnen, geparkte Wagen.
Zwischen Karren mit Paketen,
Sprintern auf Fahrradwegen.
Die Lösung ist mir sonnenklar,
ich warte einfach noch ein Jahr.
und bin ich dann alt und krumm
fahre ich hier mit nem Scooter rum
Reckenfelder Höhenrausch
In Reckenfeld wird gebaut,
wenn keiner mehr dazwischenhaut.
Dann gibt‘s sogar Genossen
auf mehreren Geschossen.
Mal war‘n die Bäume viel zu nah
und viel zu schräg die Dächer.
Mal stellt man fest, der Schallschutz fehlt,
da steht eine Fabrik im Feld.
Die SPD will vier Etagen,
obendrauf Solaranlagen.
Das ist Klaus Schwenkens Alptraum:
höher als der Maibaum.
Die Straßen brauchen auch noch Namen.
Politiker will keiner haben.
Ich schlag vor, das passt perfekt
Block X, Y und Z.
Das Minnebusch-Drama
Bei St. Josef steht ein Haus.
Das sieht wie ein Container aus.
Das soll da weg, es wird gebaut,
weshalb man nach was andrem schaut.
Um die Ecke, auf Stadtgrund,
die Kita nah, die Schule und
die Nachbarn hinter Hecken hoch.
Da könnte es gut klappen, doch
wer will schon, dass Asylbewerber,
Alleinerziehende und Berber
ihm auf die Pelle rücken,
warum nicht in die Heide schicken.
Außerdem, der Rasen hier
sorgt für Frisch-Luft im Quartier.
Es stört den Bürgerwillen,
wenn da fremde Leute grillen.
Der Geist von Anton Minnebusch
Manchmal lohnt es sich, bei sowas
weit zurückzuschauen.
Früher gab‘s hier keine Häuser,
nur Kühe und Sauen.
Aber es gab Krieg und Elend,
viele waren auf der Flucht,
mancher, der alles verloren,
hat ein neues Heim gesucht.
Es gab einen Bürgermeister,
Anton Minnebusch genannt.
Der kauft mit der Stadt mal eben.
für die Flüchtlinge dies Land.
Denn jeder soll in Frieden leben
und in guter Nachbarschaft.
Ich bin sicher, dass der Geist vom
alten Minnebusch das schafft.
Kulturhaus Aldi
Aldi gilt seit Jahren nur
als Brutstätte der Unkultur.
Paletten und Regalsystem
sind nicht schön anzusehen.
Da sagt die Stadt, - da staunt er -
Oh König der Discounter!
Wenn du am Molkereiplatz
schon keinen Platz zum Wohnen hast,
erwarten wir, du Potentat,
ein Kunstwerk hier, wie‘s keiner hat.
Ein Szepter aus rostigem Stahl
mit Äpfeln, Birnen aus Metall.
Und so erlässt sie per Dekret,
dass die Kultur, ganz oben steht.
Bevor hier einer bauen kann,
muss erst mal Ernie Husmann ran.
Corinna, Corinna
Meine Mum ist ziemlich fit,
sie tanzt bei Blau-Weiß-Greven mit.
doch sie fragt mich schon ein Jahr.
Wer ist diese Corinna?
Ich schwofe mit dem Franz
nur noch den Maskentanz.
Und bei Josef und Maria
trägt die Chefärztin Burka.
Junge, sagt sie, hier passieren,
Dinge, die mir nicht pläsieren.
Die Menschen sind ganz gaga
und alles wegen Corinna.
Ich glaube, Leute, dass ich ihr
Hörgerät mal reparier.
nicht, dass die Polente denkt,
dass meine Mum querdenkt.
Dauer-Regenten
Der Tanki und die Janina
regieren schon im dritten Jahr.
Doch was ist das Regieren wert,
wenn‘s keiner sieht keiner hört?
Kein Körnchen und kein Bützchen,
kein Orden und kein Witzchen,
kein Narrenzug, kein Prinzenball,
Kamellen gibts auf keinen Fall.
Mir tun die armen Kinder leid,
die Alten, deren gute Zeit
so trostlos ihre Stunden zieht.
für euch sing ich dieses Lied.
Lasst euch nicht komplett verwirren,
von den Corinna-Viren.
Ich hoffe nur, es gibt einmal
endlich wieder Karneval.
Startseite