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Mehrfamilienhäuser im Baugebiet Ortsmitte

Im Herbst kommen die Bauleute

Reckenfeld

Im Bezirksausschuss Reckenfeld am Mittwochabend wurden die bebauungsplan-konformen Pläne für die genossenschaftlichen Mehrfamilienhäuser im Baugebiet Ortsmitte Reckenfeld vorgestellt. Kleiner Wermutstropfen: Pkw-Parkplätze werden oberirdisch und nicht in Tiefgaragen angelegt.

Von Peter Beckmann

Sechs Mehrfamilienhäuser baut die Genossenschaft im Baugebiet Reckenfeld Ortsmitte. Foto: Stadt Greven

„Die Rahmenbedingungen sind nicht gerade einfacher geworden.“ Bürgermeister Dietrich Aden brachte zum Beginn der Sitzung des Bezirksausschusses Reckenfeld auf den Punkt, was in der folgenden Zeit bei der Vorstellung und der Diskussion im Vereinsheim des SCR – hier wurde erstmals getagt - durch den Raum schwebte.

Natürlich stand das neue Baugebiet Ortsmitte Reckenfeld im Mittelpunkt. Vorgestellt wurden die Pläne der Wohnungsgenossenschaft für das westliche Plangebiet, in dem die Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen. Überraschung: Entgegen den ersten städtebaulichen Entwürfen sollen anstatt neun jetzt sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 64 Wohneinheiten gebaut werden. „Die Grundparameter der Bebauung sind aber gleichgeblieben“, sagte Stadtplaner Marco Scheil.

Heißt: Von West nach Ost nimmt die Geschossigkeit von drei auf eingeschossig ab. Auch die vorgegebene Dachneigung und die Grundflächenzahl sind geblieben.

Martin Schmedding, Architekt der Pyramis Immobilienentwicklung GmbH, stellte die Pläne vor. Wobei er direkt schlechte Nachrichten vortrug. „Ursprünglich war unterirdisches Parken angesagt, aber von diesem Plan sind wir abgerückt“, sagte er. Grund sei das recht hochstehende Grundwasser. „Es steht rund einen Meter unter der Bodenkante.“ Es wäre zwar technisch machbar, dort Tiefgaragen zu bauen. „Aber das ist sehr kostenintensiv und würde den Plänen für ein kostengünstiges Bauen entgegenstehen“, verdeutlichte er. Was dann nicht gerade auf Begeisterung stieß. „Es ist schade, dass so große Flächen, die eigentlich Grünflächen sein sollten, nun als Parkplätze ausgewiesen sind“, beklagte Anika Stöcker (CDU). Erstaunlich: Trotz des hohen Grundwasserpegels bekommen alle Mehrfamilienhäuser einen Keller.

Die sechs geplanten Mehrfamilienhäuser sind alle individuell geplant. Gut zu sehen die überirdischen Parkplätze zwischen den Häusern. Foto:

Die sechs Gebäude seien alle individuell geplant worden. Insgesamt entstehen 64 Wohnungen von 55 bis hin zu einer Größe von 180 Quadratmetern. Jedes Gebäude habe öffentlich geförderte, aber auch frei finanzierte Wohnungen. „Trotzdem bauen wir innen und außen qualitativ hochwertige Wohnungen“, versicherte Schmedding.

Michael Hoppenberg, geschäftsführender Gesellschafter der Pyramis Immobilienentwicklung GmbH, zeigte die Schwierigkeiten auf, in dieser Zeit zu bauen. „Oft wird in dieser Zeit gar nicht mehr gebaut oder so teuer, dass bei frei finanzierten Wohnungen 16 bis 20 Euro Miete pro Quadratmeter verlangt wird“, sagte er. Die Baukosten sind stark gestiegen, ebenso die Zinsen. Das habe dazu geführt, dass viele Bauvorhaben nicht mehr weiterverfolgt werden. „Ich kann aber mit Stolz sagen: Wir bauen noch.“

Erstmals fand die Sitzung des Bezirksauschusses Reckenfeld im SCR-Vereinsheim am Wittler Damm statt. Foto: Peter Beckmann

Möglich sei dies aufgrund der neuen Förderrichtlinien. „Das Land hat entschieden, dass wir pro Genossen (also pro Wohnung) eine Förderung von 60000 Euro erhalten, zusätzlich gibt es einen Tilgungszuschuss von 30000 Euro.“ Dadurch sei die Finanzierung des dringend benötigten Wohnraums möglich. Auf die Frage, wie hoch denn die Mietkosten sein würden hatte er klare Zahlen parat. „Bei öffentlich geförderten Wohnraum gehen wir von sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter aus, bei frei finanzierten Wohnungen von acht bis zehn Euro pro Quadratmeter.“ Das sei ein Rahmen, der seiner Ansicht nach vertretbar sei. Wie viele Wohnungen gefördert oder frei finanziert werden, sei noch nicht endgültig entschieden.

Baubeginn für das erste Haus sei im Herbst 2023. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von 14 Monaten für ein Mehrfamilienhaus“, sagte Schmedding. Dann werde zeitversetzt alle drei bis vier Monate ein neues Haus begonnen. „Und wir möchten dafür vor allem ortsnahe Unternehmen engagieren“, betonte Hoppenberg. Das erste Mehrfamilienhaus sei somit Ende 2024 bezugsfertig.

Pro Wohnung sei im übrigen ein Pkw-Stellplatz geplant, sagte Scheil. „Und das ist an dieser Stelle auch sinnig. Wir sind hier nicht in einer Großstadt mit einem großen ÖPNV-Angebot. Weniger Stellplätze machten keinen Sinn, sagte Schmedding. „Das Ganze muss auch im Alltag funktionieren.“

Auch die Energieversorgung sei geregelt. „Es wird keine Gasversorgung angeboten, geplant ist die Versorgung der Mehrfamilienhäuser mit Erdwärme“, erklärte Volker Walkenfort, Prokurist der Stadtwerke Greven. Demnach werden an vielen Stellen vor Baubeginn Tiefenbohrungen durchgeführt. „Die große Wärmepumpe versorgt dann alle Häuser mit Wärme.“

Fragen und Anregungen, zum Beispiel nach Gründächern oder begrünten Fassaden, beantwortete Hoppenberg pragmatisch. „Es geht alles. Aber wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das ist im Moment das größte gesellschaftliche Problem.“

Letztendlich seien die vorgestellten Pläne durchgerechnet und wirtschaftlich machbar, betonte Scheil. „Und das alles ist komplett Bauplan-konform.“ Und: Sie werden gebaut, da ist Hoppenberg ganz sicher. „Aufgeben ist keine Option.“

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