„Auszeit“ der Gesamtschule hat ein neues Café in Betrieb genommen
Von Schülern für Schüler
Greven
Die Schülerfirma „Auszeit“ der Gesamtschule geht in die Vollen: Mit viel Geld und Fleiß entstand ein neues Café, das Aufenthaltsqualität in Pausen und Freistunden bietet.
Die einen nutzten die coronabedingte Unterrichts-Pause zum Chillen, andere spuckten in die Hände und packten an. Über 100 offiziell gezählte und wohl etliche weitere Stunden, die in keiner Statistik auftauchen, investierten Aktive der Schülerfirma „Auszeit“ der Nelson-Mandela-Gesamtschule in den vergangenen Monaten, um das neue Schüler-Café einzurichten und (teilweise) in Betrieb zu nehmen. Erst gab es nur Coffee to go, inzwischen sind 17 Sitzplätze nutzbar, sobald Corona es zulässt, können 60 bis 80 Besucher Platz nehmen.
Platz nehmen, wo früher die Mensa war. Die ist bekanntlich durch einen Neubau ersetzt worden. Die alte Mensa wurde räumlich geteilt. Ein Teil wurde für Fachunterricht in Hauswirtschaft ausgestattet, den anderen Teil nutzt nun die Schülerfirma „Auszeit“, um dort ihr bisheriges Frühstücks-Angebot (Brötchen und Saft ) auf ein ganz neues Level zu heben. Aus 90 Quadratmetern wurden 200, aus 20 Sitzplätzen wurden 80, aus wackeligen Bänken wurden massive Holzmöbel. Das Café ist professionell ausgestattet und einladend dekoriert. „Jede Steckdose und jede Wand ist so gesetzt worden, wie die Schüler es haben wollten“, berichtet Lehrer Jörg Klose, der die Schülerfirma begleitet.
In den vergangenen Wochen sind 27 000 Euro investiert worden. „Nichts davon auf Pump“, freut sich Schulleiter Ingo Krimphoff. Die Schüler haben satte 17 000 Euro Spenden eingesammelt. „Weil viele das so genial finden, wie sich Schüler hier engagieren“, sagt Krimphoff stolz. In der Schülerfirma haben die engagierten Schüler weitgehend freie Hand – und damit viel Verantwortung.
Die nutzten sie, um in die Vollen zu gehen. Nagelneue Kaffee-Vollautomaten, W-lan, Beamer, neue Möbel, eine gut ausgestattete Küche, ein großes Büro. „Die gesamte Planung haben die Schüler übernommen“, betont Klose. Und viele hätten zudem kräftig mit angepackt, als aufgebaut, installiert, angeschlossen wurde. Die Schülerfirma sei ja „schon immer hochaktiv“ gewesen, sagt Krimphoff, doch hier hätten sie sich nochmals selbst überboten. Er sei „wahnsinnig stolz“.
Herausgekommen ist ein multifunktional nutzbares Café (auch für Vorträge und Schulveranstaltungen), das Anlaufstelle für Schüler sein soll, die dort in einladendem Ambiente Pausen oder Freistunden verbringen möchten. Das Café versteht sich als Zusatzangebot zur Mensa, wo sich die Schüler mittags versorgen können. Im Café gibt es Frühstück und von 8 bis 15 Uhr Getränke und Kaffee. Aktuell Coronabedingt nur für die Oberstufe und für Lehrer, nach den Sommerferien dann, so hoffen sie, für alle.
Dann steht auch schon der nächste Schritt an. „Das ist unser nächstes Projekt“, sagt Finn Rüschenschulte und öffnet die Tür zur Terrasse. Auch der Außenbereich soll nutzbar gemacht werden. Sichtbar ist dort schon jetzt das einheitliche Design, das sich auch im Innern wiederfindet.
Soviel Engagement zahlt sich aus. Eine Wand im Büro der Firma zieren zahlreiche Auszeichnungen. Nun ist eine weitere hinzugekommen, die Plakette „Schule der Zukunft - Bildung für nachhaltige Entwicklung“. und zwar in der dritten, also höchsten Stufe, was bei einer Erstbewerbung eigentlich kaum möglich ist. Für die Auszeit jedoch scheint fast nichts unmöglich.
So gilt die Schülerfirma Auszeit und das, was sie in gerade mal vier Jahren ihres Bestehens erreichte, längst als Leuchtturmprojekt und als mindestens landesweites „best practise“-Beispiel. Man wird inzwischen eingeladen und um Rat gefragt.
Für Schulsozialarbeiter Hans Thellman ist das neue Café auch ein „Ort des sozialen Lernens“, wie er sagt. „Es gibt hier viele Möglichkeiten, Lösungen für Probleme oder Konflikte zu finden.“ Im Team der Schülerfirma gebe es wie überall sonst hin und wieder Diskussionsbedarf. Dass man diese Diskussionen in zivilisierter Art und Weise führe, trage eben dazu bei, dass Schüler hier wertvolle Kompetenzen erwerben.
Apropos Kompetenzen: Jeder kann irgendwas besonders gut, manche sind gut im Rechnen, andere sind geschickt beim Handwerken.In der „Auszeit“ sind sie alle gleichermaßen willkommen. „Jeder kann hier seine Rolle finden und Perspektiven entwickeln“, sagt Jörg Klose. Dafür sei Schule letztlich da.
Startseite