„Wir müssen richtig Gas geben“
Windräder: Die Grundstücksbesitzer machen Druck
Saerbeck
Sie sprechen für 50 Landwirte und Grundstücksbesitzer, die neue Windräder in Saerbeck realisieren wollen. Im Gespräch demonstrieren die GbR-Vertreter eines: Sie haben nicht viel Zeit.
Der Treffpunkt ist passend gewählt. Die Holländermühle in Sinningen steht für Windenergienutzung seit alters her. Ein Stück historischer Gemütlichkeit. Aber die sechs Vertreter der Saerbecker Wind GbR sind alles andere als nostalgisch: „Wir haben ein sportliches Programm“, sagt Clemens Wernsmann. Und Hans-Georg Guhl forciert: „Wir müssen richtig Gas geben.“
Hinter Clemens Wernsmann, Heinrich Beermann, Christoph Gerdemann, Franz-Georg Ottmann, Marius Stallfort und Hans-Georg Guhl stehen drei Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR), in denen sich Landwirte und Grundstücksbesitzer von möglichen Windradstandorten zusammengeschlossen haben. Sie planen Windräder, in der Regel der neuen Fünf-Megawatt-Klasse, mit Nabenhöhen um 150 Metern und Rotoren von 60 bis 80 Metern Länge. Jedes mindestens sieben Millionen Euro teuer.
Aus dem Fenster der Sinninger Mühlen sieht man Windräder. „Sechs haben wir hier schon“, erklärt Heinrich Beermann. Seit 2002 haben die Sinninger an ihren Windradplänen gearbeitet. Seit 2017 drehten sich die Drei-Megawatt-Anlagen. Diesmal soll es keine 15 Jahre dauern, bis das nächste Rad steht.
Wie viele Anlagen sind geplant?
Geplant sind in Sinningen zwei zu vier neue Anlagen. In Middendorf stehen maximal sieben Anlagen auf der Wunschliste, in Westladbergen vier bis sechs Anlagen. „Wir haben große Flächen, sagt Marius Stallfort, „aber wir liegen auch nah am FMO und den Rieselfeldern.“
Alle GbRs haben umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Um in ein Genehmigungsverfahren einsteigen zu können, müssen sie zum Beispiel Gutachten zum Naturschutz beibringen. Auch mit der Gemeinde haben sie gesprochen. „Denn im Flächennutzungsplan“, sagt Clemens Wernsmann, „gibt es keine Standorte mehr.“
Billiger Strom für Saerbeck
So entstand der Konflikt, der in den letzten Wochen im Rat für Aufsehen und beim Bürgermeister für Verärgerung gesorgt hatte. Denn CDU und Grüne hatten im Sinne der Windbauern beantragt, im Flächennutzungsplan die Vorrangflächen für die Windnutzung aufzuheben. Damit wäre der Weg frei für die Antragsteller, ihre Projekte durchzusetzen.
Das Zeitfenster dafür wird durch einen anderen Plan gesetzt: Die Bezirksregierung plant einen Regionalplan, der ebenfalls Windstandorte in den Kommunen enthalten soll. Der soll voraussichtlich im September 2024 verabschiedet werden. Bürgermeister Tobias Lehberg hatte darauf gedrungen, diesen Plan abzuwarten. Die Vertreter der GbR sahen dagegen ihre Felle schwimmen. Mit dem Regionalplan würde sich, kritisieren sie, das Genehmigungsverfahren um Jahre verschleppen.
Das Zeitlimit
Sie haben nun ein anderes Zeitlimit: „Der Kreis Steinfurt hat uns gesagt, dass wir unsere Anträge bis Juni 2024 abgeben müssten“, sagt Christoph Gerdemann.
Auch ohne Festlegung im FNP und ohne Regionalplan können dann nicht an beliebigen Stellen Windräder gebaut werden. Im Bauleitverfahren wird auch die Gemeinde Saerbeck ihre Stellungnahme abgegeben können. Darauf werde man Rücksicht nehmen, so Gerdemann, zumal dann, wenn es weitere Entwicklungsmöglichkeiten Saerbecker Wohn- und Gewerbegebiete gehe. Clemens Wernsmann: „In Konfliktzonen bauen wir nicht.“
Den Wind-Bauern ist an einer guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde gelegen - auch nach den Konflikten der Vergangenheit. Heinrich Beermann: „Wir wollen auch weiter bei Schützenfesten unser Bier trinken können. Und der Bürgermeister soll dazwischen stehen.“