Arbeiten am Kirchendach
Radio und Flex sind hier tabu
Metelen
Metelens Stiftskirche steigen die Handwerker aufs Dach. Seit zwei Wochen sind Mitarbeiter des Neuenkirchener Dachdeckerbetriebes Krey dabei, das Gebälk des Landhauses zu sanieren. Die Arbeiten dienen der Absicherung der Konstruktion.
Es ist ein halber Wald, der hier einst in luftiger Höhe verbaut wurde. Massive Eiche, wohin man schaut. Die Balken tragen das Dach des Gotteshauses, sind uralt, in handwerklicher Tradition und Präzision miteinender verbunden, vielfach mit Holznägeln. Diese stellen allerdings nicht das Problem dar. Das Augenmerk liegt auf den Zugeisen.
In der Form eines großes Ypsilon bildet das Hängewerk ein wichtiges statisches Element in der Dachkonstruktion und verbindet die beiden Schrägdächer. Die Kräfte, die dabei auf die Balken einwirken, werden nach unten auf die Zughölzer abgeleitet. Und dabei kommen eben jene Zugstangen ins Spiel. Sie verbinden die senkrechten Balken des Hängewerks mit der unteren Balkenkonstruktion.
„Das sieht vielleicht so aus, als ob das später gemacht wurde, ist aber Teil des ursprünglichen Dachstuhls“, erklärte Michael Krey. Er ist der Inhaber des gleichnamigen Dachdeckerbetriebes aus Neuenkirchen und arbeitet mit seinen Mitarbeitern oberhalb des Kirchenschiffs. In der Tat erscheint es dem Laien merkwürdig, dass der tragende Balken abgesägt und mit seinem unteren Pendant durch eine Eisenstange verbunden ist.
Ressourcenschonung
„Man versuchte schon damals, die Ressource Holz zu sparen“, erläutert der Fachmann, aber auch, dass den Eisen bei der Kräfteverteilung im Gebälk eine wesentliche Rolle zukommt. „Diese Eisen hat damals wahrscheinlich der örtliche Schmied angefertigt“, vermutet Krey. An ihnen nagt der Zahn der Zeit: Sie sind oberflächlich korrodiert und müssen aufgearbeitet werden, damit der Rost das Eisen nicht angreift.
Zwei der uralten Stangen liegen bereits auf der improvisierten Werkbank. Mitarbeiter Kevin Klein ist hier mit Drahtbürste und Schleifmitteln damit beschäftigt, den groben Rost zu entfernen. Später werden die Eisen gesandstrahlt und bekommen dann mehrere Grund- und Schutzanstriche, bevor sie wieder eingebaut werden.
In der Zwischenzeit sorgen Spanngurte, wie sie auch von der Ladungssicherung für Lkw bekannt sind, dafür, dass sich das Gebälk der Kirche nicht verzieht. Dachdecker-Geselle Stefan Scheipers bringt sie an, bevor die Eisen entfernt werden. Erstaunlich: Die alten viereckigen Schrauben lassen sich mit nur wenig Kraft losdrehen. „Das zeigt auch, dass der Rost nur oberflächlich ist“, erläutert Michael Krey.
Er berichtet, dass sein Unternehmen auch damit beauftragt ist, den Schutt, der sich oberhalb der Kirchendecke angesammelt hat und teils auf den Gewölben liegt, abzuräumen. Auch das gehört zu der Maßnahme, deren Kosten Pfarrer Thomas Stapper gegenüber der Redaktion auf rund 85.000 Euro beziffert.
Auch der Austausch von angegriffenen Wangen einer Treppe, die weiter empor zum Glockenstuhl führt, gehört zu den Sanierungsarbeiten im Kirchendach, ebenso das Instandsetzen der Schallklappen. Dafür wird noch ein Gerüst vor dem Turm aufgebaut.
Bei Arbeiten in einem Gotteshaus müssen die Handwerker Rücksicht auf die Gläubigen nehmen. So gibt es etwa Absprachen über die Gottesdienstzeiten. Zwei Dinge sind überdies tabu auf der Baustelle oberhalb des Kirchenschiffs: Das Baustellenradio dudelt nicht wie üblich vor sich hin. Für Geselle Scheipers eine Selbstverständlichkeit. „Das geht hier natürlich nicht.“ Und auch die Akkuflex bleibt still, denn Funkenflug im knochtrockenen Gebälk könnte fatale Folgen haben.
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