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Jubiläumsfeier

Nachdenken statt Jubeln über „375 Jahre westfälischer Friede“

Münster

Die Stadt Münster stellte am Montag im Rathaus das Programm zum Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Friede“ vor. Doch dabei war auch viel vom Krieg die Rede.

Von Klaus Baumeister

Oberbürgermeister  Markus Lewe (4.v.l.) und weitere Programmverantwortliche stellten die Veranstaltungen zum Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Friede“ vor. Foto: Oliver Werner

Oberbürgermeister Markus Lewe sagte es: „Das werden keine euphorischen Feiern.“ Und Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster-Marketing, sagte es auch: „Wir verzichten auf glamouröse Veranstaltungen.“ Das Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Friede“, das in diesem Jahr begangen wird, steht ganz unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Die Entscheidung, zum Jubiläum des historischen Friedensschlusses von 1648 einen Veranstaltungsreigen zu erstellen, sei noch vor dem Krieg gefallen, so Spinnen bei einem großen Pressegespräch im historischen Rathaus. Schon damals sei klar gewesen, dass das Jubiläum 2023 ein anderes sei als das 1998. 

Festakt der Superlative im Jahr 1998

Zu Erinnerung: Der Festakt 350 Jahre Westfälische Friede 1998 war eine Feier der Superlative, weil sich 22 europäische Staatsoberhäupter in Münster versammelten. Für das aktuelle Jubiläum reklamierte Spinnen: „Es fühlt sich anders an.“ Lewe beschrieb die veränderte Situation so: „Frieden darf kein abstraktes Thema sein.“

Gleichwohl wird es in diesem Jahr ein großes Thema. Geplant sind rund 300 Veranstaltungen an 124 Tagen und an 41 verschiedenen Orten, benannte Stadtbaurat Robin Denstorff die Eckpunkte des Jubiläums. Umsetzbar sei ein solcher Marathon nur deshalb, „weil die Stadtgesellschaft mitmacht.“

Den ersten großen Aufschlag wird das Jubiläum am 12. Mai (Freitag) erleben. Ab 11 Uhr findet die Eröffnung auf dem Domplatz und dem Prinzipalmarkt statt. Rund 7000 Schülerinnen und Schüler, die in einem Sternmarsch – eine „Friedensbewegung“ im wahrsten Sinne des Wortes – die Innenstadt ansteuern, wolle diesen Tag prägen. Unterstützt werden sie dabei vom Theater im Pumpenhaus. 

Friedensschule ganz aktiv bei der Vorbereitung

Jule Rump und Noee Teutemacher als Vertreterinnen der Friedensschule gaben bei dem Pressegespräch einen ersten Vorgeschmack, was an ihrer Schule bereits alles läuft.  650 Schülerinnen und Schüler, so Rump und Teutemacher, seien an den Vorbereitungen beteiligt.

Einen wichtigen Part bei der Ausgestaltung des Jubiläums übernimmt das Stadttheater Münster. Die Generalintendantin Dr. Katharina Kost-Tolmein berichtete, dass das Theater die Spielzeit 2023/24 unter das Thema Frieden stellen werde, sich aber bereits jetzt als „Ort der Verhandlung“ präsentieren werde. Musikfreunde sollten sich schon mal den 14. Oktober vormerken. Dann werden die Sinfonieorchester aus Münster und Osnabrück ein gemeinsames Konzert bestreiten.

Kriegerdenkmäler kontrovers diskutiert

Natürlich soll auch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Westfälischen Friedens nicht zu kurz kommen. So erläuterte der Historiker Prof. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises „1648 – Dialoge zum Frieden“, dass man die Wirkungsgeschichte des Friedensschlusses näher unter die Lupe nehmen wolle und sich auch dem aktuellen emotional diskutierten Thema Kriegerdenkmäler widmen wolle.

Seine Kollegin Prof. Ulrike Ludwig wies darauf hin, dass der mit dem Westfälischen Frieden grundgelegte Gedanke, Konflikte auf dem Verhandlungs- und Vertragswege zu lösen, um eine neue Frage erweitert werden müsse: „Wie geht man mit Vertragsbrüchen um?“

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