A1-Teilstück und Anschlussstelle Münster-Hiltrup eröffnet
Auf „drei“ ein kräftiger Ruck
Münster-Amelsbüren
Von den Autofahrern wird sie seit zwei Wochen bereits gut angenommen. Eine offizielle Eröffnung der Autobahnanschussstelle an die A1 in Hiltrup/Amelsbüren durfte dennoch nicht fehlen. Schließlich wurden 45 Millionen Euro investiert – für die Anschlussstelle und die Autobahnverbreiterung.
Wie eröffnet man eine Autobahnauffahrt, die längst in Betrieb ist? Mitten auf die Fahrbahn stellen und ein rot-weißes Bändchen durchzuschneiden, wäre nicht nur gefährlich, sondern auch albern. Das Drehbuch sah gestern ein anderes symbolkräftiges Bild vor.
Alles musste – selbstverständlich an sicherer Stelle – eine Hebebühne entern und „auf drei“, wie NRW-Verkehrsminister Michael Groschek das Kommando vorgab, kräftig an den Bändern ziehen, die wie Girlanden vor dem blauen Hinweisschild hingen. Das klappte wie am Schnürchen – und die Fotografen hatten ihr Bild.
Die Autobahnauffahrt Hiltrup am Kappenberger Damm sorgt für Belebung in Münsters Süd-Westen und im Hansa-Business-Park. Bäcker Bernd Pohlmeyer hat in den vergangenen zwei Wochen eine Umsatzzuwachs von 60 Prozent festgestellt. Dieter Schewetzky von der Wirtschaftsförderung freut sich, dass die Vermarktung des Gewerbeflächen nun flotter von der Hand geht.
Und schließlich: Die Verkehrsströme verändern sich. In Richtung Hiltrup nimmt der Verkehr zu. Die Anschlussstelle wird schon eifrig genutzt, beispielsweise auf dem Weg zu Flughafen. Zwischen Münsters Norden und Süden ist eine neue Verbindung entstanden. Über die Autobahn geht es flotter und entspannter, so die Erfahrungen der ersten Tage, dafür allerdings müssen ein paar Kilometer mehr in Kauf genommen werden.
Für Oberbürgermeister Markus Lewe sieht darin einen „wesentlichen Bestandteil einer vernünftigen Infrastrukturpolitik“. Um Münster herum müsse eine Art „äußerer Ring entstehen“. Daher seien der Ausbau der B 51 und B 64 im Osten unabdingbar, so Lewe.
Verkehr in Zahlen
2005 waren auf der A1 zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und dem Autobahnkreuz Münster-Süd täglich fast 57 000 Kraftfahrzeuge unterwegs. Für 2020 gehen die Prognosen von rund 79 200 Fahrzeugen pro Tag aus. Mit Sorge sehen die Straßenbauer, dass der Anteil des Schwerlastverkehrs überproportional steigen wird. Deshalb müsse von Nord nach Süd die Bahnverbindung verbessert werden. Von der Straße auf die Schiene – das kann nur funktionieren, wenn der zwiegleisige Ausbau der Bahnlinie Münster-Lünen komme, forderte Staatssekretär Enak Ferlemann vom Bundesverkehrsministerium.
Mehr Lärmschutz forderten hingegen zwei Bürgerinitiativen. Allerdings weniger für den Bereich in Amelsbüren, wo offenporiger Asphalt (Flüsterasphalt) verbaut wurde und eine 615 Meter lange und sechs Meter hohe Lärmschutzwand errichtet wurde, um beispielsweise im Bereich des Wohngebietes „Kappenberger Feld“ die Verkehrsgeräusche zu verringern. In Nienberge wünscht man sich ähnlichen Lärmschutz, ebenso ein Einzelgehöft in der Nähe des Autobahnkreuzes Münster-Süd. Minister Groschek bekennt freimütig, er würde gerne Geld für Lärmschutz ausgeben. Aber das sei Bundessache. Mit Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, sei er in engem Kontakt. Von „großer Koalition“ spricht Groschek. Die Ziele, die der Bund und Land beim Ausbau der A 1 haben, sind ambitioniert. „Von 90 Kilometern sind 20 fertig“, sagt Groschek. Will sagen: sechsstreifig ausgebaut.
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