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Jubiläumsfeier der Bischof-Hermann-Stiftung

Wohnen als Menschenrecht

Münster

Seit 125 Jahren hilft die Bischof-Hermann-Stiftung in Münster den Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Beim Festakt zum Jubiläum wurde deutlich, dass Wohnungslosigkeit längst nicht mehr nur die betrifft, die offen auf der Straße leben.

Von Karin Völker

Die Bischof-Hermann-Stiftung feierte im Erbdrostenhof (v.l.): Oberbürgermeister Markus Lewe, Bischof Felix Genn, Minister Karl-Josef Laumann, Bernhard Mühlbrecht (Koordinator des Projektes Brückenschlag) und Jutta Henke (Gesellschaft für innovative Sozialforschung, Bremen) sowie der Geschäftsführer der Stiftung, Dietmar Davids Foto: Matthias Ahlke

Bernd Mühlbrecht ehemaliger Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe der Bischof-Hermann-Stiftung und mittlerweile in seinem Ruhestand weiter in diesem Bereich aktiv, hat drei Jahre gebraucht, bis er für eine siebenköpfige Familie ohne eigene Wohnung in Münster eine dauerhafte Bleibe gefunden hat. „Es klappte nur, weil die Stiftung das angebotene Reihenhaus mietete“, erzählte Mühlbrecht am Freitagmittag im Erbdrostenhof.

Dort wurde das 125-jährige Bestehen der 1896 in Münster gegründeten Bischof-Hermann-Stiftung, die in der Stadt seit ihrer Gründung Wohnungslosenhilfe leistet, nachgefeiert. Zuvor hatte Bischof Felix Genn in der Lamberti-Kirche einen Festgottesdienst zelebriert.

Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter

Bernd Mühlbrecht, laut Moderator Stefan Werding, Redakteur unserer Zeitung, „das Gesicht“ der Wohnungslosenhilfe in Münster, illustrierte, wie viele Gesichter dieses Problem im auf den ersten Blick so reichen Münster hat. Es betrifft längst nicht nur die Menschen, die öffentlich sichtbar auf der Straße leben.

Kommentar: Wohnungslosigkeit verhindern

In den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und in von der Stiftung gemieteten und betreuten Wohnungen leben eben auch Familien und zunehmend Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, sich aber keine Wohnung leisten können.

Mühlbrecht wirbt auch für die Kooperationsbereitschaft der großen Wohnungsgesellschaften, um von Obdachlosigkeit Bedrohten oder Betroffenen zu helfen. Mit einigem Erfolg – nur die LEG habe bisher nicht reagiert.

Kein unvermeidbares Phänomen

Für NRW-Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann ist es schwer nachvollziehbar, dass in der offiziellen Wohnungslosen­statistik des Landes ausgerechnet jene Menschen fehlen, die wirklich auf der Straße leben. Nach Einschätzung von Jutta Henke von der „Gesellschaft für innovative Sozialforschung“ sind es in NRW rund 5000.

Bei aller Verschärfung des Problems sieht Henke jedoch eine positive Wendung: Obdachlosigkeit werde nicht mehr als hinzunehmendes, unvermeidbares Phänomen betrachtet, sondern es werde gezielt versucht, durch Prävention und Nachsorge Betroffene zu stabilisieren – so wie von der Bischof-Hermann-Stiftung praktiziert.

Oberbürgermeister Markus Lewe betonte, dass in Münster jede und jeder, eben auch Wohnungslose, das Gefühl haben sollten, dazu zu gehören, und die Stadt weiter den Bau bezahlbaren Wohnraums forcieren müsse. Strenge Vorgaben stünden dem häufig entgegen – ein Punkt, den auch Laumann hervorhob: „Bauen muss einfacher und günstiger werden.“

Gleichzeitig wurde beim Festakt klar, dass Wohnungslosenhilfe „ein zutiefst christliches Thema“ sei, so Stiftungsvorstand Dompropst Kurt Schulte, und Wohnen ein Menschenrecht.

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