Fringe-Ensemble spielte „Brillante Saleté – Glänzender Dreck“ im Pumpenhaus
Elend den einen – Edles den anderen
Münster
„Wir setzen unser Leben bei einem Glücksspiel ein, das falsch mit uns spielt.“ Das sagt ein Schauspieler aus Burkina Faso. Mit Glücksspiel meint er den Gold-Abbau, der in seinem Land einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, der Bevölkerung aber keinen Wohlstand bringt. „Wir“, das sind die Arbeiter.
„Wir setzen unser Leben bei einem Glücksspiel ein, das falsch mit uns spielt.“ Das sagt ein Schauspieler aus Burkina Faso. Mit Glücksspiel meint er den Gold-Abbau, der in seinem Land einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, der Bevölkerung aber keinen Wohlstand bringt. „Wir“, das sind die Arbeiter, die mit primitiven Werkzeugen in enge Erdlöcher hinabsteigen, um das Edelmetall aus dem Boden zu holen. Manchmal stürzt so ein Stollen ein. Dann haben sich die Männer ihr eigenes Grab geschaufelt.
„Brillante Saleté – Glänzender Dreck“ ist eine Gemeinschaftsproduktion des Bonner Fringe Ensembles mit burkinischen Schauspielern und Musikern. Das von Frank Heuel inszenierte Stück hatte vor Kurzem in Bonn Uraufführung und war jetzt im Pumpenhaus zu sehen. Die Basis bilden Interviews mit Männern und Frauen, die sich dem Gold-Abbau verschrieben haben. Keiner von ihnen freiwillig, wie sich herausstellt – entweder, um sich und die Familie über die Runden zu bringen, oder, wie bei vielen der Frauen, um einer Verheiratung mit einem ungeliebten Mann zu entkommen.
Geschildert wird das Leben in den Goldminen, das sich wie eine Parallelgesellschaft ausnimmt. Dafür findet das deutsch-burkinische Ensemble ausdrucksstarke Bilder. Während ein Darsteller in einer Ballade von seinem Leben erzählt, sitzt ihm ein anderer, über und über mit Goldfäden behängt, wie eine Last auf dem Rücken. Ein Sänger berichtet von Unfällen und Verschüttungen, begleitet von Schauspielern, die auf Steinbrocken den Takt dazu hämmern.
Geschickt ist auch das Sprachproblem gelöst. Französisch und Deutsch sind auf kunstvolle Art ineinander verschränkt, wobei eine Sprache abwechselnd die andere übersetzt. Kommt dann noch einer der zahlreichen burkinischen Dialekte dazu, entsteht ein chaotisches Kauderwelsch, der für Komik sorgt. Manchmal erscheint der deutsche Text auch auf Zetteln, die auf eine Leinwand projiziert werden. Ein andermal gibt es dort statt einer Übersetzung nur Blut, das auf ein weißes Blatt Papier tropft.
„Brillante Saleté“ ist eine inhaltlich wie ästhetisch überzeugende Inszenierung, die zeigt, wie Reichtum auf der einen Seite Elend auf der anderen bedingt. So erfährt man, dass von acht Tonnen abgebauten Goldes nur eine Tonne versteuert wird. Die anderen sieben gehen über Togo in die Schweiz. Das, so heißt es, bringe den Eidgenossen 20 Millionen Franken Gewinn, Burkina Faso die gleiche Summe Verlust.
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