Neues Netzwerk der IHK
KI hilft Betrieben auf die Sprünge
Münster
Künstliche Intelligenz bei der Sicherheitsschuh-Herstellung in einem kleineren Betrieb, oder beim Betrieb einer Biogasanlage? Das ist keine Vision – und wenn es nach der IHK Nord Westfalen geht, soll die KI bald in vielen kleineren und mittleren Betrieben eine wichtige Rolle spielen.
Künstliche Intelligenz, kurz KI, verbessert Prozesse im Automobilwerk eines großen Konzerns, in der Produktion eines Pharmariesen. Aber KI in mittelständischen oder kleineren Unternehmen, im Einzelhandel oder einem Handwerksbetrieb – das ist für die jeweiligen Unternehmer schwer vorstellbar, sagt Sebastian van Deel, Geschäftsbereichsleiter bei der IHK Nord Westfalen unter anderem für Digitalisierung. Die IHK hat darum nun das Netzwerk „KI XChange“ gegründet, um dem digitalen Fortschritt auch in mittleren und kleineren Unternehmen auf die Sprünge zu helfen.
Beispiele: Dr. Christoph Budelmann, Geschäftsführer der münsterischen Firma Budelmann Elektronik GmbH, hat etwa für einen kleineren Hersteller von Sicherheitsschuhen, der bisher, so Budelmann, in seiner Produktion noch keinerlei Erfahrungen mit dem Einsatz von Elektronik und Software gesammelt habe, einen Chip entwickelt, der nun in die Schuhe eingebaut werde. Der Chip schlage etwa Alarm, wenn ein Mitarbeiter stürze. „Firmen, die etwa die Technik an Flughäfen warten, lassen ihre Angestellten oft nachts allein dort arbeiten“, erläutert Budelmann – der Sicherheitsschuh bekomme so eine doppelte Bedeutung.
Philip Vospeter, Geschäftsführer der münsterischen Firma Westphalia Data-Lab, hat kürzlich für sein Unternehmen den deutschen KI-Preis aus den Händen des Bundeswirtschaftsministers entgegengenommen. Ausgezeichnet wurde konkret die Entwicklung des „Diagnoseassistenten“ für die Augenklinik des Franziskus-Hospitals Münster, der bei der Erkennung der Erkrankung Makula-Degeneration wertvolle Hilfe leistet. „Viele kleinere Unternehmen erstellen Absatzprognosen immer noch mit Excel-Tabellen“, stellt Philip Vospeter fest. Er und seine Mitarbeiter entwickeln Software, die die Genauigkeit stark erhöhe.
Gerade in der Medizin seien KI-Anwendungen sehr gefragt, betont Prof. Dr. Xiaoyi Jiang, Informatiker der Universität Münster. Auch er und alle mit KI an der Uni befassten Wissenschaftler wollen den Technologie-Transfer voranbringen. Und der, sagt Jiang, sei „keineswegs eine Einbahnstraße. Wir bekommen für unsere Forschung aus der Anwendung wichtige Impulse für die Forschung“, sagt er.
Das neue, von der IHK koordinierte Netzwerk soll auch helfen, das Image der KI in der mittelständischen Wirtschaft zu verbessern. Dazu gehört es, die Potenziale kennenzulernen, sich auszutauschen, fortzubilden und beraten zu lassen, illustriert van Deel. All das biete das Netzwerk „KI-XChange“, an dem auch die FH Münster und die Handwerkskammer Münster beteiligt seien. Die IHK wirke auch darauf hin, dass die zurzeit vielfältig ausgeschrieben Fördergelder in die Region fließen, ergänzt IHK-Sprecher Guido Krüdewagen. Die Wirtschaft im Münsterland und der Emscher-Lippe Raum könnte dann zu einem echten Hotspot in bestem Sinne werden: für Künstliche Intelligenz.
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