„Erstmals seit längerer Zeit“
Kirchenaustritte auch bei den Altkatholiken
Münster
Nicht einmal den Altkatholiken bleiben Kirchenaustritte erspart. Allerdings ist die Entwicklung der münsterischen St. Johannes-Gemeinde immer noch positiv – wichtig für die Entfristung der Pfarrstelle …
Der Trend zum Kirchenaustritt ist ungebrochen. Der Terminkalender des Amtsgerichts Münster ist – wie schon seit rund zwei Jahren – für zwei Monate im Voraus ausgebucht. Keine Konfession kann sich dieser Entwicklung zur Kirchenflucht entziehen. Das gilt neuerdings auch für Münsters kleine altkatholische Gemeinde, die bislang völlig unbeeindruckt gegen den Strom zu schwimmen schien.
„Erstmals seit längerer Zeit“ mussten Pfarrerin und Kirchenvorstand bei der jüngsten Versammlung der altkatholischen St.-Johannes-Gemeinde von Kirchenaustritten im vergangenen Jahr berichten, so Gemeinde-Sprecher Dr. Stefan Sudmann: „Sechs an der Zahl.“ Klingt nach fast gar nichts, angesichts von über 6000 Kirchenaustritten in Münster. Ist aber bei insgesamt nur 250 Mitgliedern schon erwähnenswert – und entspricht annähernd dem Durchschnitt der anderen Konfessionen.
Der Unterschied: Die Zahl der Beitritte (elf) ist fast doppelt so groß. „Da 2022 auch mehr Taufen als Todesfälle beziehungsweise Beerdigungen zu verzeichnen waren, ergab sich wie in den Jahren zuvor wieder ein Zuwachs“, betont Stefan Sudmann. Das ist für die St.-Johannes-Gemeinde von enormer Bedeutung. Denn die Gemeindeversammlung markierte auch die Hälfte der auf fünf Jahre befristeten Projektstelle von Pfarrerin Klara Robbers; die Stelle soll im Fall einer positiven Gemeindeentwicklung 2025 in eine feste Pfarrstelle umgewandelt werden.
Die Chancen stehen offenbar nicht schlecht. Dafür scheinen neben dem kontinuierlichen Wachstum auch die Zahl der Gottesdienstbesucher zu sprechen. Das gilt vor allem für die neuen Familiengottesdienste, die einmal monatlich in der Aaseestadt gefeiert werden, wo Münsters Altkatholiken in der evangelischen Thomasgemeinde zu Gast sind. Auch die Zahl der Spenden sei gestiegen; der allgemeinen Kostenentwicklung wegen bleibe die Gemeinde jedoch auf die Unterstützung der bischöflichen Finanzkommission angewiesen.
Keine Termine bis Ende Mai
Auf der Homepage des Amtsgerichts Münster, dessen Gerichtsbezirk mit dem Stadtgebiet übereinstimmt, sind freie Termine für den Kirchenaustritt erst Ende Mai zu bekommen. 500 Vorgänge monatlich seien zu bewältigen, heißt es. Demnach sind derzeit rund 1000 Münsteranerinnen und Münsteraner zum Austritt aus der katholischen und evangelischen Kirche fest entschlossen.
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