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Stehende Ovationen für Louise Lecavalier im Pumpenhaus

Maschine, Tier und Teenager

Münster

Louise Lecavalier ist nach Zusammenarbeit mit David Bowie und Frank Zappa solo unterwegs und begeistert mit ihren ebenso dynamischen wie formvollendeten Choreographien.

Helmut Jasny

Nach Zusammenarbeit mit David Bowie und Frank Zappa startet Louise Lecavalier ihre Solo-Karriere und war jetzt im Pumpenhaus zu Gast. Foto: Andre Cornellier

Der Anfang ist eher unspektakulär. Im fahlen Licht steht Louise Lecavalier auf der Bühne und tastet ihren Körper ab, als wolle sie sich seiner versichern. Dann kommt Bewegung in die zierliche Frau, und ehe man sich versieht, ist sie zu einer Art Kobold geworden, der mit seinem rastlosen, immer wieder neue Bewegungsmuster auslotenden Tanz das Publikum mitreißt und bis zum Ende der einstündigen Vorstellung nicht mehr aus den Klauen lässt.

In den 1980er Jahren hat sich Lecavalier als Frontfrau der Kompanie „La La La Human Steps“ einen Namen gemacht. Nach Zusammenarbeit mit David Bowie und Frank Zappa startete sie 2012 mit „So Blue“ eine Solokarriere. 2016 folgte „Battle­ground“ und jetzt „Stations“, eine ebenso dynamische wie formvollendete Choreographie, mit der die mittlerweile 61-jährige Kanadierin im Pumpenhaus gastierte.

Das Stück ist in vier Stationen unterteilt. In der ersten ist Lecavalier eine geschmeidige Maschine, die mit trippelnden Füßen wie auf Schienen über die Bühne fährt, dann auf einem Bein hüpft, das andere tanzend in die Luft gestreckt, während sich die Arme mit schaufelnden Bewegungen Raum verschaffen. Flatternde, wie unter Strom stehende Hände begleiten den Tanz und statten ihn mit Ornamenten aus.

In der zweiten Station ist sie ein kleines Tier, das gegen irgendwas ankämpft oder etwas zu erwischen versucht. Rastlose und hochfrequente Bewegungen bestimmen hier den Tanz, bei dem Lecavalier ihren Körper bis zur Erschöpfung auszureizen scheint. Aber statt erschöpft zu sein, tanzt sie in der dritten Station wie eine Teenager zu ekstatischem Techno über die Bühne – wunderbar verzückt wirkt sie dabei, flirtend mit sich, mit dem Publikum und mit der Musik.

Die vierte Station nimmt Bewegungsmuster aus der ersten wieder auf und variiert sie auf spielerische Weise. Den Körper zurückgebeugt wie ein zum äußersten gespannter Bogen, blickt Lecavalier ins Publikum und lässt die Arme schlangenartige Bewegungen ausführen, während aus dem Lautsprechern Blixa Bargeld davon singt, dass er mit seiner Stimme die Dunkelheit aus der Welt vertreiben möchte. Hier aber senkt sie sich über die Bühne. Mit den letzten Klängen des Liedes verlischt auch das Licht, und Tänzerin nimmt stehende Ovationen entgegen. Zu Recht, denn eigentlich hat sie gar nicht getanzt. Sie war Tanz.

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