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Verkehrssicherheit

Polizei warnt vor Handy am Steuer

Münster

Kurz eine SMS lesen oder auf eine WhatsApp-Nachricht antworten – das kann beim Autofahren im schlimmsten Fall tödlich enden, wie tragische Unfälle in Münster gezeigt haben.

Martin Kalitschke

Am Steuer telefonieren oder während der Fahrt auf das Smartphone schauen, das kann im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben, warnt die Polizei. Sie empfiehlt, stattdessen eine Freisprechvorrichtung zu nutzen. Foto: dpa

Eine SMS kostete den 24-jährigen Pkw-Fahrer das Leben. Mit 70 km/h raste er auf der Umgehungsstraße frontal gegen einen Lkw, weil er – nur für einen Sekundenbruchteil, wie die Polizei betont – auf sein Smartphone schaute.

Sogar mit 160 km/h rutschte ein weiterer Autofahrer auf der Autobahn ungebremst unter einen deutlich langsamer vor ihm fahrenden Lkw – weil er durch ein sehr emotionales Telefonat abgelenkt war. Der Mann überlebte mit schwersten Verletzungen. Sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bekam den schrecklichen Unfall live mit, berichtet Udo Weiss, Leiter der Direktion Verkehr im münsterischen Polizeipräsidium.

Handy am Steuer

Wer am Steuer eines Fahrzeuges sitzt, darf weder telefonieren noch auf sein Handy schauen. Mehr noch: Er darf nicht einmal sein Handy in die Hand nehmen. Hält sich ein Kraftfahrer nicht an dieser Regeln und wird dann von der Polizei erwischt, dann werden 60 Euro und ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei fällig. Die Polizei empfiehlt, eine Freisprechanlage zu nutzen – günstige Modelle, die man an die Sonnenblende heften kann, gebe es bereits ab 25 Euro, betont eine Polizeisprecherin. Und dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, die Freisprechvorrichtung des Mobiltelefons zu aktivieren. Aus polizeilicher Sicht sei dagegen jedenfalls nichts einzuwenden – solange der Fahrer das Gerät nicht in der Hand hält.

Zwei Unfälle von vielen, die sich in den letzten Jahren in Münster ereigneten, weil Autofahrer, aber auch Radfahrer auf das Display ihres Handys schauten, statt auf den Verkehr zu achten. Allein in diesem Jahr ahndete die Polizei bereits mehr als 4000 Handyverstöße, im gesamten Jahr zuvor sogar über 5000, berichtet Weiss. „Niemand würde ohne Gurt fahren“, betont er. „Der Handygebrauch im Straßenverkehr ist hingegen nicht sozial geächtet.“ Ganz im Gegenteil: Er gehöre für viele einfach dazu in einer immer mehr beschleunigten Gesellschaft, in der jeder meint, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen.

Gerade im Straßenverkehr kann das verheerende Folgen haben. Weiss nennt Beispiele. Im Schnitt schaut ein Nutzer bei einem Handy-Verbindungsaufbau 45 Sekunden auf sein Gerät. „Wer 50 km/h fährt, fährt 700 Meter blind, wer 130 km/h fährt, sogar 1800 Meter.“ Der Pkw-Fahrer, der auf der Autobahn unter den Lkw rutschte, hatte – rein rechnerisch – seit 2,2 Kilometern nichts mehr vom Verkehr mitbekommen. Hintergrund sei die begrenzte Wahrnehmungsfähigkeit des Gehirns. Es arbeitet ökonomisch – und bündelt laut Weiss alle Ressourcen auf die Haupttätigkeit: das Telefonieren. Folge: „Der Straßenverkehr wird vernachlässigt.“

Die Polizei will daher auch im kommenden Jahr im Rahmen von Schwerpunktaktionen, aber auch mit präventiven Maßnahmen Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren der Handynutzung hinweisen. Die wichtigsten Tipps: „Mit Familie und Freunden die Verabredung treffen, das Handy nicht im Verkehr zu nutzen. Geräte im Auto außerhalb von Griff- und Sichtweite lagern. Und: rechts ranfahren, wenn man dann doch unbedingt telefonieren muss.“

Das geschehe übrigens in letzter Zeit in Münster immer öfter, sagt Weiss. „Diese Autofahrer haben´s kapiert.“

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