Nach tödlicher Messerattacke auf dem Send
Entsetzen und Anteilnahme in Münster
Münster
Der Schock sitzt tief, bei den Schaustellern und in der Politik der Stadt Münster. Die tödliche Tat auf dem Send trifft die Menschen und sorgt für Entsetzen. Einige Eindrücke.
Sonntagfrüh, kurz nach halb zehn auf dem Schlossplatz. Bei den Schaustellern macht die vorzeitige Sendabsage die Runde. Einige fangen an, erste Werbetafeln und Lichtreklamen abzubauen, andere stehen im Halbkreis zusammen.
Schaustellerchef Phillip Heitmann spricht von einer „unfassbaren Tat“, die Nacht habe er kaum geschlafen. Das Ereignis vom Samstagabend bewegt ganz Münster, über den Send hinaus.
Schausteller haben Verständnis für die Absage
Am Eingang zur Hauptachse liegen schon am Morgen erste Blumen, Kerzen für den Toten sind aufgestellt. Heitmann lässt die Sperrgitter weiter nach hinten räumen, damit Platz für Trauerbezeugungen ist.
Der Abbruch des Volksfestes am Finaltag stößt bei den Schaustellern auf Verständnis − trotz aller Verluste. Zu groß ist an diesem Morgen das Entsetzen, „weil doch seit fünf Jahren hier alles so friedlich war“, wie Heitmann sagt.
Gegen 11 Uhr, als eigentlich Kettenkarussell, Riesenrad und Würstchenbude öffnen sollen, hat der Sicherheitsdienst alle Sperrpoller an den Zufahrten hochgefahren. Die Securitys müssen bis Mittag noch einige Menschen darauf hinweisen, dass der Send nicht mehr das ist, was er bis zum Vorabend noch war.
Auch in ersten Stellungnahmen aus der Politik spiegelt sich das Entsetzen wider. „Traurig, erschreckend. Meine Gedanken sind bei der Familie“, schreibt FDP-Chef Jörg Berens. Kurz vor der Bluttat war er selbst noch mit seiner Familie auf dem Frühjahrssend. Auch er findet es richtig, dass der Send nicht fortgeführt wird.
Der Grünen- Landtagsabgeordnete Robin Korte spricht von einem „schrecklichen Vorfall mitten in Münster“. Der münsterische Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt zeigt sich ebenfalls „entsetzt und schockiert“. Sylvia Rietenberg (Grüne) schreibt: „Welch furchtbare Tat.“
CDU-Fraktionschef Stefan Weber macht deutlich: „Heute ist der Tag der Trauer. Unser Mitgefühl gehört der Familie des Opfers.“ SPD-Fraktionsvorsitzende Lia Kirsch stimmt zu: „Ich bin bestürzt und in Gedanken bei Familie und Freunden des getöteten Familienvaters“, schreibt sie.
Wie Weber ist auch Kirsch sicher: Die Send-Absage war die richtige Entscheidung. Während Maria Salinas vom Integrationsrat am Nachmittag darauf verweist, dass auch diese Tat wieder genutzt wird, um in den sozialen Medien gegen Migranten zu hetzen, macht sich Oberbürgermeister Markus Lewe am Nachmittag auf den Weg zum Send-Gelände.
Oberbürgermeister Markus Lewe
Um 17 Uhr legt er Blumen nieder, zündet eine Kerze an und sagt: „Dieses Ereignis rüttelt auf, bewegt uns zutiefst in unseren Herzen. Wir können es uns nicht gefallen lassen.“ Auch mit den Schaustellern sei die Stadt übereingekommen, dass eine Fortsetzung des Sends nicht richtig sei. „Es ist die Zeit nachzudenken, zu trauern. Es ist genug der Gewalt. Wir sind eine Stadt, die in Frieden leben will.“

