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Schließung des Wohnheims der evangelischen Kirche

„Das Volkeningheim ist für mich Münster“

Münster

Das Studierenden-Wohnheim am Breul soll bestehen bleiben - das wollen nicht nur die aktuellen Bewohner. Die Kirche habe die Betroffenen vor der Entscheidung im Dunkeln gelassen. Das erhitzt die Gemüter.

Von Robin Gerke

Bewohner protestieren gegen die Schließung des Volkeningheims. Foto: Robin Gerke

Der Entschluss der evangelischen Landeskirche, das Volkening-Wohnheim am Breul zu schließen, trifft bei aktuellen und ehemaligen Bewohnern auf Unverständnis und Protest. Für die Studierenden ist der Ort mehr als ein Wohnheim. Dass dieser bald nicht mehr existieren soll, ist für sie völlig undenkbar.

Mira von der Linde, ehemalige Bewohnerin und Mitglied im „Verein der Freundinnen und Freunde des ökumenischen Volkeningheims“, meint, dass sie Verständnis dafür habe, dass die Kirche sparen müsse. Wirtschaftliche Probleme könne man aber gemeinsam lösen – wenn man nur wolle. Stattdessen wurden die Studierenden im ESG-Wohnheim Anfang Mai vor vollendete Tatsachen gestellt. Trotz Anfrage habe die Kirche nicht einmal Einblick in die Zahlen gewährt, mit denen die wirtschaftlichen Zwänge begründet wurden, erzählt von der Linde. „Wir hätten gerne an Konzepten mitgearbeitet.“

Bewohner haben Ideen für den Erhalt

Mieten, die vom Einkommen der Eltern abhängig gemacht werden, könnte sich von der Linde beispielsweise vorstellen. Die Zimmer sind, vor allem angesichts der Altstadtlage, spottbillig: 100 bis 150 Euro zahlen Studierende im Monat. Selbst ein Vielfaches dessen wäre zumindest für einige Bewohnerinnen und Bewohner noch erschwinglich. Auch den Unterhalt des Gebäudes selbst in die Hand zu nehmen und so Kosten für den Träger zu sparen, wäre eine Option, meint Ahmad Shikh Mousa. „Zu Coronazeiten haben wir das ja auch gemacht, als monatelang kein Personal kommen konnte.“ Der Medizinstudent aus Syrien ist vor kurzem ausgezogen und froh, in der direkten Nachbarschaft eine Wohnung gefunden zu haben. Dem Volkeningheim ist er nämlich noch immer tief verbunden.

Ahmad Shikh Mousa ist 2015 aus Syrien geflüchtet. Zum Studium ist er nach Münster gezogen - das Volkeningwohnheim habe ihm den Rückhalt gegeben, den er in einer neuen Stadt, einem neuen Land brauchte. Mehr noch als die günstige Miete schätzt er die internationale Gemeinschaft. Das offene Miteinander der Kulturen und Religionen im Wohnheim sei nicht nur gelebte Integration, die ihm geholfen hat, sich in Deutschland zurechtzufinden. Die Vielfalt bilde auch wie eine Miniatur die Stadt ab, wie er sie wahrnimmt. „Das Volkeningheim ist für mich Münster.“

Mira von der Linde (r.) und Bewohner des ESG-Wohnheims wollen die Schließung nicht einfach hinnehmen. Foto: Robin Gerke

Breite Unterstützung für den Erhalt

Mira von der Linde berichtet, dass die Resonanz auf die Schließungspläne gewaltig sei. Unter anderem hätten sich Bewohner gemeldet, die in den 60er-Jahren im Volkeningheim wohnten. Bis die Landeskirche das Ende des Wohnheims beschließen will, bleibt wenig Zeit. Bis dahin wollen die aktuellen und ehemaligen Bewohner jedoch alles für den Erhalt dieses besonderen Ortes tun.

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