Karte der Stadt
Wo Starkregen in Münster zur Gefahr werden kann
Münster
Das dramatische Ereignis von 2014 wirkt nach: Wie groß ist die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen in Münster? Eine Gefahrenkarte soll die Grundstückseigentümer nun darüber informieren. Und die Stadt plant noch weitere Maßnahmen.
Die Stadtbevölkerung von Münster hat die dramatischen Stunden vom 28. Juli 2014 noch im Kopf: Starkregen setzte damals binnen weniger Stunden ganze Stadtteile unter Wasser, flutete Keller, riss Menschen in den Tod. Um die Vorbereitung auf solche Ereignisse zu verbessern, veröffentlicht die Stadt jetzt eine Gefahrenkarte mit mehreren Ebenen.
„Leid lässt sich nicht in Zahlen bemessen“, sagte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe rückblickend auf das Ereignis. Aber: „Unsere Erfahrungen von 2014 haben uns besonders sensibilisiert.“ Doch wie groß ist die Gefahr konkret? Grundstückseigentümer sollen darauf jetzt über die interaktive Karte der Stadt mit mehreren Szenarien eine Antwort bekommen.
Bewusstsein für das Risiko in Münster schärfen
Wo gilt das? Selbstverständlich in der Nähe der Flussläufe, beispielsweise von Aa oder Werse, häufig unproblematisch an Grünflächen wie Kanonengraben oder Promenade – aber eben auch am Albersloher Weg, an der Domagkstraße oder der Bahntrasse Richtung Hiltrup. Konkrete Aufklärung liefern die städtischen Karten.
„Mit diesen Karten können Bürgerinnen und Bürger abschätzen, ob und an welchen Stellen ihre Grundstücke und Gebäude von Überflutungen durch Starkregen bedroht sind und vorsorgen“, teilt die Stadt mit. Vorgeschlagene Maßnahmen: der Einbau druckdichter Kellerfenster oder der Umbau von Lichtschächten – dort, wo die Gefahr groß ist.
Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster
Darüber hinaus kündigt die Verwaltung ein Beratungsangebot an, das ab April zur Verfügung stehen soll. Über die städtische Internetseite sollen erste Fragen beantwortet und im Zweifel ein Beratungsgespräch vereinbart werden können. Informationen erhalten alle privaten Grundstückseigentümer zudem per Post.
Neben den privaten Akteuren helfen die Karten aber auch Feuerwehr, Polizei, Wasserbehörden und Krankenhausbetreibern, heißt es von der Verwaltung. „Die Stadt legt die Karten zudem bei allen städtebaulichen Entwicklungen zugrunde.“ Welche Pläne es in Münster künftig geben wird, hängt also auch von der Überflutungsgefahr ab.
Das Kanalnetz unter den Straßen reicht nicht aus
Zudem stellt die Stadt klar: „Das öffentliche Kanalnetz wird in der Simulation nicht berücksichtigt, da es bei diesen extremen Niederschlägen keinen maßgeblichen Einfluss mehr hat.“ Schon bei einem etwa alle 30 Jahre auftretenden Regen von 37 bis 40 Millimeter pro Stunde ist das Netz überlastet. Ein normaler Regenschauer weist 5 Millimeter pro Stunde auf.
Fachleuten zufolge nimmt das Risiko für Starkregen derweil immer weiter zu: „Durch den von uns beeinflussten Klimawandel erhitzt sich die Erdatmosphäre, und Extreme werden häufiger und intensiver“, sagt Georg Johann, Geschäftsführer des Hochwasser-Kompetenzcentrums in Köln. Die zunehmende Versiegelung von Flächen erschwere darüber hinaus den Abfluss des Regenwassers.
Das hat die Stadt bisher unternommen
Johanns Rat: „Wenn Sie ein Haus bauen, dann am besten Hochparterre oder wenigstens ohne bodennahe Eingänge oder Kellerfenster. Schauen Sie, dass das Wasser möglichst vom Haus weg fließt.“ Und falls es zum Starkregen kommt, gilt vor allem der Selbstschutz: Strom im Keller abstellen, falls das von oben geht. Und nicht in Keller gehen. Die können ausnahmslos in 15 Minuten bis zur Decke volllaufen. „Wenn das Wasser 30 Zentimeter hochsteht, bekommt auch der stärkste Mensch die Tür nicht mehr auf.“
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