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Jahrhundert-Kälteeinbruch im Winter 1978/1979

Vor 40 Jahren: Schneechaos zum Jahreswechsel

Münster

Zum Jahreswechsel 1978/1979 erlebte Münster einen Jahrhundert-Kälteeinbruch. Innerhalb weniger Stunden fiel das Thermometer von plus fünf auf minus 17 Grad. Dazu gab es Eis und Schnee. Unter den Folgen litt die ganze Stadt.

Martin Kalitschke

Die münsterische Presse berichtete nach dem Kälteeinbruch groß über die Folgen. Noch viel kälter als in Münster war es damals in Russland. In Moskau wurden zum Jahreswechsel 1978/1979 minus 55 Grad gemessen. Foto: kal

Der Dezember 1978 startete in Münster nur wenig winterlich. Die Temperaturen lagen über der Zehn-Grad-Marke, in Nordfrankreich wurden sogar knapp 20 Grad gemessen. Auch am Abend des 29. Dezember war es in Münster noch relativ mild, das Thermometer zeigte plus fünf Grad.

Das sollte sich binnen weniger Stunden ändern. In der Nacht zum 30. Dezember 1978 zog eine arktische Kaltfront über Mitteleuropa hinweg. Ergiebige Schneefälle und eisige Temperaturen breiteten sich aus. Silvester 1978 um 22 Uhr wurde in Münster mit minus 17,1 Grad die tiefste Dezember-Temperatur des 20. Jahrhunderts gemessen.

Wer den Jahreswechsel 1978/1979 erlebt hat, der hat ihn bis heute nicht vergessen. Am schlimmsten war Schleswig-Holstein betroffen, dort waren die Schneewehen bis zu fünf Meter hoch. Doch auch im Rest der Republik herrschte der Ausnahmezustand.

Straßen wurden zu Rutschbahnen

Nachdem die Kaltfront am 30. Dezember um 4 Uhr Münster passiert hatte, stürzten die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit um zehn Grad in den Keller. Die Straßen verwandelten sich in Rutschbahnen. Bis zum Abend des Neujahrstages ereigneten sich mehr als 200 Verkehrsunfälle.

„Ganz Münster war mit einem kräftigen Eisfilm überzogen“, hieß es damals in der Zeitung. Denn in den ersten Kältestunden kamen die Niederschläge noch als Regen vom Himmel, bevor sie sich allmählich in Schnee verwandelten. Vom 30. Dezember 1978 bis zum 1. Januar 1979 war der städtische Fuhrhof im Dauereinsatz. Mehrere Hundert Tonnen Salz wurden auf den Straßen verteilt, doch der Erfolg hielt sich in Grenzen – da die Temperaturen immer weiter fielen, lösten sich Schnee und Eis einfach nicht auf. Der Verkehr kam zum Erliegen.

Handwerksbetriebe im Dauereinsatz

Silvester 1978 erlebte Münster den kältesten Dezembertag seit 1881. Die Menschen wagten sich nicht mehr ins Freie, verbrachten den Jahreswechsel zu Hause. Nicht überall ging es gemütlich zu. Reihenweise fielen Heizungen aus, Wasserrohre platzten, Leitungen froren ein. Die Handwerksbetriebe waren im Dauereinsatz.

Der Schnee lag im Stadtgebiet bis zu 1,50 Meter hoch. Acht Schneepflüge versuchten, wenigstens die wichtigsten Straßen zu räumen. Viele Dachböden waren verschneit, der Sturm hatte den Pulverschnee durch die Dachpfannen getrieben. In den Rieselfeldern wurde eine Schneekippe eingerichtet, Hunderte Tonnen der weißen Pracht wurden hier abgeladen. Von der Coerder Müllkippe flüchteten Hunderte Möwen in die vermeintlich wärmere Innenstadt. Etliche Verkehrsampeln froren ein. In der Zeitung war von einem „Chaos“ die Rede, das der stärkste Temperatursturz seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – fast 25 Grad in wenigen Stunden – ausgelöst hatte.

Immerhin: Am Neujahrstag schien die Sonne bei minus sieben Grad von einem strahlend blauen Himmel. Der Schnee blieb den Münsteranern indes noch lange Jahre erhalten. 67 Tage, bis Anfang März, lag der größte Teil Deutschlands unter einer geschlossenen Schneedecke. Damit war der Winter 1978/1979 tatsächlich ein Jahrhundert-Winter.

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