Plattdeutsche Theateraufführung von „Dat kümmt as dat kümmt“
Missverständnisse im Theater und im wahren Leben
Saerbeck
Es ist dunkel und ein Schwarz-weiß-Film flimmert auf einem kleinen Röhren-Fernseher – so beginnt das plattdeutsche Theaterstück der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Saerbeck. Am Samstagabend fand die Premiere von „Dat kümmt as dat kümmt“ von Miroslav Wolena statt.
160 Zuschauer hatten den Weg in die Bürgerscheune gefunden, als es nach dreijähriger Zwangspause endlich wieder hieß: „Hiärtlick willkoummen to usse plattdütschke Theaterstück.“
Zu Beginn der Komödie blickten die Zuschauer auf einen in Joggingoutfit gekleideten Hugo (fabelhaft: Niklas Winkeljann), welcher auf dem Sofa eingeschlafen war. Geweckt wurde er von seiner Mutter Elvira (super dargestellt von Anne Grüter), die ihn auf die späte Uhrzeit aufmerksam machte.
Da Hugo seit Längerem arbeitssuchend ist, steht täglich nur wenig auf seiner Tagesordnung. Seine Mutter, welche den ganzen Tag von Hugo herumkommandiert wird, drängt ihn wieder einmal, dass er sich doch endlich einen Job suchen solle. Mehr oder weniger motiviert schaut Hugo also die Stellenanzeigen in der Zeitung durch. Da springt ihm etwas ins Auge: Theaterwettbewerb des Kinder- und Jugendtheaters in Münster – Preisgeld: 200000 Euro. „Wow - So viel Geld für ein bisschen Theaterspielen“, denkt sich Hugo.
Als seine Mutter ihn für diese Idee verrückt erklärt, wendet sich Hugo an seinen Freund Helmut (toll: Chris Stegemann), welcher ebenfalls arbeitssuchend ist. Er lässt sich überzeugen und fragt bei Simone (wunderbar geschauspielert von Nadine Schürmann) und Elli (bravourös: Hanna Rüschenschmidt) nach, ob diese nicht mitspielen würden. Nach der Anwendung einiger Überredungskünste lassen sich letztendlich alle überzeugen. Sogar Hugos Mutter will es versuchen. Hugo übernimmt kurzerhand die Regie und wählt „Der untreue Ehemann“ als Stück aus. Da den Nachbarn jedoch noch ein Mann für ihre Aufführung fehlt, befielt Elli ihrem Freund Udo (ausgezeichnet dargestellt von Simon Meier), dass er ebenfalls mitzuspielen habe.


In dem Theaterstück geben Simone und Helmut ein unglückliches Ehepaar, welches sich an eine Eheberatungsstelle wendet. Hier werden sie von der Eheberaterin – alias Nachbarin Elli – „beraten“. Da Elli ursprünglich aus Polen stammt, macht ihr Akzent die Beratungsstunden etwas schwierig. Noch schwieriger wird es jedoch, als Simone herausfindet, dass Elli mit ihrem Helmut scheinbar „Privatberatungen“ durchführt.
Hier wird es komplex, denn Helmut hat nicht nur im Stück eine Beziehung mit Simone und Elli gleichermaßen: Auch im wahren Leben buhlen beide Frauen um Helmuts körperliche Nähe. Missverständnisse sind hier vorprogrammiert.
Probleme bei den Proben gibt es aber nicht nur deswegen, sondern vor allem, weil der weniger intelligente Udo so seine Schwierigkeiten mit dem Schauspielern und dem Textlernen hat. Es fängt schon mit der Aufforderung „Laupt nich so äs an Döspaddel“ an. Daher stellt sich für die anderen die Frage, was sie Udo mit wenigen Konflikten übergeben können – eine Aufgabe als Regisseur vielleicht? Oder soll er doch lieber als Statist für passendes Licht sorgen?
Ungelöst ist darüber hinaus noch die Frage, wie man vertuschen könnte, dass alle Schauspieler schon längst zu alt für ein Kinder- und Jugendtheater sind... Den Höhepunkt findet „Dat kümmt as dat kümmt!“ als unverhoffte Schwangerschaft(en) ans Tageslicht kommen. Denn hier gibt es jeweils mehr als nur einen potenziellen Vater. Wie die Geschichte endet, ist noch in insgesamt vier Vorstellungen zu sehen. Eins sei verraten: Das Ende hat wohl kaum ein Zuschauer vorhergesehen.
Das Publikum reißt es nicht nur aufgrund der zahlreichen Lacher von den Stühlen, sondern auch, um den Schauspielern am Ende des Stücks mit Standing Ovation ihren Respekt zu zollen.
Am Sonntag fand bereits die Seniorenvorstellung des plattdeutschen Theaters statt. An den beiden kommenden Samstagen (1. und 8. April) sowie an Ostermontag (10. April) können jeweils noch Plätze für die um 19 Uhr beginnende Vorstellung reserviert werden. Dies ist unter Tel.: 0178/88943130 möglich. Anrufe werden montags, dienstags und sonntags zwischen 18 und 20 Uhr entgegengenommen, per Whatsapp sind Reservierungen jederzeit möglich.
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