Kulturabend „Sehnsucht Frieden“ mit Literatur und Musik
Mit stillem Ernst vorgetragen
Saerbeck
Wenn der große Antoine de Saint-Exupéry recht hat, und wer wollte das bezweifeln, dann „ist die Königssprache des Friedens die Poesie“. Gedichte, Geschichten und literarische Denkanstöße standen deshalb auch im Mittelpunkt eines meditativen Abends, zu dem der Verein Deutsche Sprache, die Pfarrgemeinde St. Georg und der Arbeitskreis Kunst-Kultur-Kirche unter dem Motto „Sehnsucht Frieden“ am Volkstrauertag in die Kirche eingeladen hatten.
„Sehnsucht Frieden“ ist auch eine Ausstellung überschrieben, die den optischen Rahmen des Abends bildete. Ausgestellt, und noch die nächsten zwei Wochen zu sehen, sind zwölf Plakate, die syrische und libanesische Kinder auf Betreiben der Caritas bemalt haben; erstmals gezeigt wurden sie auf dem Katholikentag in Münster. Aus all den bunten Bildern spricht ein großes Verlangen und Herzensbedürfnis nach Frieden in dem Land, das seit fünfeinhalb Jahren unter einem mörderischen Krieg ächzt. 1,8 Millionen Syrer sind davor in den Libanon geflohen, sagte Harald Westbeld, der zu den Impulsgebern der Ausstellung zählt: „Umgerechnet auf die gerade mal 4,2 Millionen Libanesen hätte Deutschland 2015 nicht eine Million Flüchtlinge aufgenommen, sondern 21 Millionen.“
Philippe Lechermeier findet für seine Nacherzählung des Alten und Neuen Testaments ganz eigene sprachliche Formen. Ob Erzählung, Bericht, Drama oder Lyrik – meisterhaft und mit außergewöhnlicher literarischer Ausdruckskraft spielt er mit den verschiedenen Gattungen. Von seiner Nachdichtung der biblischen Kain-und-Abel-Geschichte über Wolfgang Borcherts erschütternde Trümmererzählung „Nachts schlafen die Ratten doch“ bis zu Erich Kästners Kanonen-Gedicht reichten die eindrücklichen, mit stillem Ernst vorgetragenen Textbeiträge, gingen über zum 19. Psalm, ein Friedensgedicht von Gottfried (!) Keller und Luise Rinsers Neuerzählung der wundersamen Brotvermehrung und mündeten schließlich in Hanns Dieter Hüschs Appell „Ich setze auf die Liebe“, in dem es heißt: „Wen der Himmel retten will, dem schenkt er Liebe. Wenn Sturm mich in die Knie zwingt und Angst in meinen Schläfen buchstabiert. Ein dunkler Abend mir die Sinne trübt, ein junger Mensch den Kopf verliert. Ein alter Mann den Abschied übt, das ist doch das Thema. Ich setze auf die Liebe.“
Ganz und gar auf ihre musikalischen Qualitäten setzten Bernd Isermann und Maria Ströhmer. Hatte der wortreiche Teil des Abends den Untertitel „Bibel trifft Literatur“, hieß es bei den musikalischen Zwischenspielen „Harfe trifft Orgel“. Mit dem königlichen Instrument malte Isermann düster-eindrückliche Klangbilder zu Kain und Abel und meditierte mit seinem Tonbildnis „Und es ward Licht“ über die Frage, ob Gottes Schöpfung vollkommen oder vielleicht nur eine trügerische Illusion ist und Friede auf Erden eine Utopie. Einen Sonderapplaus und das schönste Kompliment des Abends bekam Maria Ströhmer für ihr einfühlsames Harfenspiel, das Mitorganisator Werner Heckmann mit dem herzerwärmenden Satz adelte: „Wenn es im Himmel auch so wunderbar klingt, dann ist das eine schöne Hoffnung für uns.“
Mit Wein und Brot für alle klang der Abend aus.
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