Große Mehrheit im Rat für Ehrenbürgerwürde
Motor, Vordenker und Pionier
Saerbeck
Hat sich der frühere Bürgermeister Wilfried Roos besonders verdient gemacht um die Gemeinde? Und soll er deshalb zum Ehrenbürgermeister ernannt werden? Der weitaus größte Teil des Gemeinderates findet „ja“.
Hat sich der frühere Bürgermeister Wilfried Roos besonders verdient gemacht um die Gemeinde? Und soll er deshalb zum Ehrenbürgermeister ernannt werden? Der weitaus größte Teil des Gemeinderates findet „ja“.
Nur die UWG-Fraktion stimmte am Donnerstagabend während der Sitzung des Gremiums dagegen, dem langjährigen Verwaltungschef das Ehrenbürgerrecht und die Bezeichnung Ehrenbürgermeister zu verleihen. „Natürlich“, sagte ihre Vorsitzende Mechthild Lüggert, „hat Herr Roos seine Sache gut gemacht.“ Für eine Ehrung, findet sie, „muss es aber einen außergewöhnlichen Anlass gegen“.
Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Bernd Willebrandt wird diese Voraussetzung mehr als erfüllt. Wilfried Roos, sagte er, „hat 27 Jahre an der Spitze der Gemeinde die Energiewende vorangetrieben und mit uns als Modellkommune und dem Bioenergiepark Saerbeck an die Spitze der Klimakommunen weltweit gebracht.“
Auch die SPD-Fraktion war für den Antrag der Verwaltung, Wilfried Roos, der bis 2020 Bürgermeister war, in besonderer Weise zu ehren. „Wilfried Roos hat den Ort weit nach vorne gebracht“, erklärte der Parteivorsitzende Felix Wannigmann.
Und Joost Sträter, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bemerkte: „Dass er nichts Spezielles geleistet haben soll, dem widerspreche ich ausdrücklich.“
Paragraf 34 der Gemeindeordnung
Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die eine Kommune vergeben kann. Für den Beschluss ist eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich.
In vier Amtsperioden, so heißt es in der Verwaltungsvorlage zu dem Beschluss, habe Roos wichtige Vorhaben „maßgeblich initiiert und umgesetzt“. Von 1994 bis 1999 war er zunächst Gemeindedirektor, dann ab 1999 Bürgermeister. 2020 ging er in den Ruhestand.
Der Gewinn des Wettbewerbs „NRW Klimakommune der Zukunft“ im Jahr 2009 war laut Verwaltung „ein Meilenstein in der aktiven Amtszeit von Wilfried Roos“. Mit dem zugrundeliegenden Konzept, an dessen Entwicklung, Erstellung und Umsetzung er als Motor, Ideengeber, Vordenker und Pionier maßgeblich mitgewirkt hat, wurde die Gemeinde vom Landesumweltministerium für lokalen Klimaschutz und Klimaanpassung ausgezeichnet.
Erklärtes Ziel der Gemeinde ist es, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Von der ersten Stunde an sei es dem ehemaligen Bürgermeister wichtig gewesen, dieses Ziel gemeinsam mit allen Saerbeckerinnen und Saerbeckern zu erreichen. Die Verwaltung hebt dabei die Umwandlung des ehemaligen Munitionshauptdepots in den heutigen Bioenergiepark hervor. Überwiegend mit lokalen Investoren wurden 70 Millionen Euro in die Hand genommen, um mit Wind, Sonne und Biomasse genug Strom für über 18 000 Haushalte zu erzeugen.
Kommentar
Roos habe stets die Interessen aller Seiten im Blick gehabt, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung weiter. So habe er sich mit großer Leidenschaft, die oft über die Erfüllung seiner Pflichten als Bürgermeister hinausging, für die Belange aller Saerbeckerinnen und Saerbecker eingesetzt. Hierbei habe er besonders Wert auf eine gut aufgestellte Kindergarten- und Schullandschaft gelegt, auf die Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten und auf die Etablierung von erneuerbaren Energien.
Ferner wird dem früheren Bürgermeister attestiert, Geld stets mit einem ganzheitlichem Ansatz gut und nachhaltig anzulegen. Hinzu komme ein fortwährendes soziales Engagement, sowohl die Maximilian-Kolbe-Gesamtschule als auch die St.-Georg-Grundschule sind Orte des gemeinsamen Lernens. Die Ledder Werkstätten sind für die Grünpflege im Bioenergiepark zuständig. Und im Rathaus wurde eine Außenarbeitsstelle für einen Mitarbeiter der Ledder Werkstätten geschaffen.
Maßgeblich gestaltet hat Roos die Einrichtung und Etablierung des Mehrgenerationenhauses in Saerbeck, ein Ort, den alle Menschen nutzen können, und der damit einen erheblichen Beitrag für das Gemeinwohl und das Zusammengehörigkeitsgefühl leistet.
Auch an der Gründung der Bürgerstiftung „Altes Rathaus“, die den Betrieb des Mehrgenerationenhauses unterstützt, hat Roos nach Angaben der Verwaltung „maßgeblich und entscheidend“ mitgewirkt.
Ein sehr wichtiges Anliegen sei Roos der Aufbau und die Pflege von Beziehungen in Europa gewesen. Die Gemeinde pflegt Partnerschaften zu den Städten Ferrières (Frankreich) und Rietavas (Litauen). Beide Partnerschaften habe er durch ein langjähriges, intensives Engagement mit Leben gefüllt und im Geiste von Freundschaft und Völkerverständigung in Saerbeck fest verankert.
Mit dem Herunterbrechen von globalen Problemen auf eine kommunale Ebene habe der frühere Bürgermeister es erreicht, dass jeder das Gefühl hatte, etwas zu einem großen Ganzen beizutragen. In seinen 27 Jahren als Lenker der Geschicke der Gemeinde Saerbeck habe er die Strukturen in der Gemeinde auf eine Art und Weise geprägt, die das Leben vieler Saerbeckerinnen und Saerbecker noch lange nach seiner Amtszeit positiv beeinflussen werden, ist die Verwaltung überzeugt.
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