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Pascal Kreft machte einen Lehrlingsaustausch in Norwegen mit

Entspannt und ohne Hektik

Borghorst

Eine Erkenntnis, die Pascal Kreft bei seinem Aufenthalt in Norwegen gewonnen hat, will sein Chef Henning Reckermann eigentlich gar nicht wissen: „Das Arbeiten dort ist viel entspannter und mit weniger Hektik verbunden als hier“, erzählt der 17-jährige Elektroniker-Lehrling – und grinst dabei seinen Chef breit an.

Bernd Schäfer

Mit seinem Kollegen Konrad (l.) war Pascal Kreft (r.) drei Wochen lang in Norwegen als Elektriker unterwegs – und lernte dabei die Unterschiede in den Arbeitsweisen in Deutschland und Norwegen kennen. Foto: Kreft

Als Beispiel erzählt er die Situation, als er mit einem Kollegen Heizkabel verlegen sollte. Die waren noch nicht angeliefert, also saßen die beiden Elektriker im Auto herum und warteten geschlagene zwei Stunden darauf, dass das Material endlich kam. „Hier wären wir zwischendurch erstmal zu einer anderen Baustelle gefahren ...“

Trotzdem liegt ihm die deutsche Arbeitsweise dann doch eher. „Für einen Urlaub ist Norwegen ein schönes Land. Aber nicht zum Arbeiten – tauschen würde ich nicht wollen.“

Drei Wochen lang nahm der in Leer wohnende Azubi an einem Austauschprogramm der Handwerkskammer teil und arbeitete dabei in Ålesund, einer Hafenstadt an der norwegischen Westküste. Die Nähe zum Wasser bekam er schon beim Weg von der Jugendherberge, in der er während der drei Wochen gemeinsam mit acht weiteren deutschen Austauschlehrlingen wohnte, zur Arbeit: Zehn Minuten laufen, dann sieben Minuten mit der Fähre – wo jeden Morgen um 7.30 Uhr am anderen Anleger schon der Kollege mit dem Firmenwagen wartete.

Wer ruhiger arbeitet, muss offenbar weniger Pausen machen: Insgesamt gab es täglich nur 30 Minuten – eine zehnminütige, die bei den norwegischen Handwerkern „Snickerspause“ genannt wird, und eine 20 Minuten lange Mittagspause. Viel Zeit verbrachten Pascal und sein Kollege Konrad, mit dem er meistens unterwegs war, im Auto: „Es gab keinen anderen Elektriker in der Nähe. Deshalb mussten wir auch schon mal 30 Kilometer fahren, nur um eine einzige Steckdose zu versetzen.“

Wenn ein Auftrag länger dauerte und ein Kunde nicht zuhause bleiben konnte, war das kein Problem: „Die sagten dann einfach, wir sollen die Tür hinter uns zumachen, wenn wir gehen. In Norwegen sind die Haustüren normalerweise sowieso nicht abgeschlossen.“ Die Verständigung war dank eines vorangehenden Crashkurses in Fachenglisch nicht schwer – trotz Begriffen wie „needle nose pliers“ für eine Spitzzange.

Deren Gegenstück namens „flat nose pliers“ für Flachzange sei übrigens das wichtigste Werkzeug bei den skandinavischen Kollegen, sagt Pascal Kreft: „Für das, was die alles damit machen, haben wir hier fünf verschiedene Werkzeuge.“ Überhaupt hätten alle Norweger gute Englischkenntnisse.

Denn ähnlich wie in Holland sind dort amerikanische Filme im TV nicht synchronisiert, sondern nur mit Untertiteln versehen. Aber auch den Unterhaltungen auf Norwegisch konnte der 17-Jährige folgen. „Das ist ein bisschen dem Deutschen ähnlich“, verweist Kreft auf den gemeinsamen Sprachstamm. „Das kann man grob verstehen.“

Nach drei Wochen im Norden Europas freut sich Kreft zwar, wieder zuhause zu sein. Aber er sagt auch: „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich würde jedem empfehlen, so etwas mal mitzumachen.“ Ansprechpartner für Austauschprogramme für Lehrlinge ist die Handwerkskammer in Münster.

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