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Käfer-Larven im Schlaraffenland

Landwirte: Schädlingsschutz beim Raps geht nur mit der Spritze

Borghorst

Die Landwirte werben für Verständnis: Ohne Pflanzenschutz geht es nicht. Beispiel Raps. Christian Große Brinkhaus hat auf einem kleinen Ackerstück einmal nicht gesprüht. Das Ergebnis sind verkümmerte Pflanzen, die von Käferlarven befallen worden sind.

Christian Große Brinkhaus zeigt es: Beim Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sieht der Raps so aus: klein, grün und verkümmert. Foto: Axel Roll

Auf dem Viereinhalb-Hektar-Acker ist es nur ein kleines Fleckchen. Grün statt knallig-gelb. Und was dort wächst, hat die kümmerliche Höhe von Kartoffelpflanzen. Mit dem stattlichen und meist mannshohen Raps, der in seiner engstehenden Gemeinschaft für diesen wunderbaren, gelben Farbteppich in der Wilmsberger Kulturlandschaft sorgt, hat es jedenfalls nichts zu tun. Auf den ersten Blick.

Tatsächlich kümmert hier am Feldrand ebenfalls dieser Kreuzblütler vor sich hin. Allerdings sind in seinen Stängeln die Larven des gefräßigen Kohltriebrüsslers zur Untermiete eingezogen. Für den Käfer ist es das Schlaraffenland. Für Christian Große Brinkhaus ein wirtschaftlicher Totalschaden – wäre ihm das Missgeschick, das ihm auf dieser kleinen Ackerecke beim letzten Spritzeinsatz passierte, auf der gesamten Fläche widerfahren.

Malheur

„Die kleinen Filter vor den Düsen hatten sich zugesetzt, so konnte dort kein Schädlingsbekämpfungsmittel ausgebracht werden“, beschreibt der Landwirt sein Malheur. Daraus könnte ein großes werden, wenn die Befürchtungen der Landwirte Realität und Pflanzenschutzmittel irgendwann einmal generell verboten werden. „Das wäre für uns die absolute Katastrophe“, sagt der Borghorster Ortslandwirt Alfred Renger und zeigt auf das grüne Larvenparadies zu seinen Füßen.

Christian Große Brinkhaus und Ortslandwirt Alfred Renger werben für mehr Verständnis für die Landwirtschaft. Foto: Axel Roll

Er und sein Kollege kennen die Diskussionen um das Spritzen. Aber es führt kein Weg daran vorbei, betonen die Landwirte. Sie wollen sich gerne in die Karten oder besser gesagt auf den Acker schauen lassen. Darum auch dieser Pressetermin. „Wir bemerken hier schon eine zunehmende Entfremdung zwischen Verbraucher und Landwirtschaft“, bedauert Christian Große Brinkhaus. Darum will er mit seinen Berufskollegen für mehr Verständnis werben und erklären, was warum getan werden muss.

„Das Zeug ist teuer“

Dass möglichst wenig Dünger, Insektizide, Pestizide und Fungizide versprüht werden, versteht sich nach Darstellung der Bauern von selbst. Norbert Schapmann bringt es auf den Punkt: „Das Zeug ist teuer.“ Außerdem gebe es strenge Auflagen. „Die wir übrigens für richtig halten“, wie Christian Große Brinkhaus ergänzt.

In dem braunen Loch sitzt die verfressene Käferlarve, die dem Raps keine Chance lässt. Foto: Axel Roll

Ein Beispiel : Um die Mittel überhaupt ausbringen zu können, müssen die Anwender alle drei Jahre eine Fortbildung absolvieren. Dafür erhalten sie eine Art Führerschein, der beim Kauf vorgezeigt werden muss. Zurück zum Raps. Der knallig-gelbe Effekthascher ist ein verwöhntes Pflänzchen, möchte darum vom Landwirt besonders verhätschelt werden. Außerdem lässt er es mit dem Wachstum langsam angehen. Norbert Schapmann: „Er wird schon im August gesät.“

Zwei Gründe

Die Ernte ist im Juli. Also fast ein Jahr steht er auf dem Acker. Dass er viele Jahre vernachlässigt wurde, jetzt gerade hier in der Region aber wieder hoch im Kurs bei den Bauern steht, hat zwei Gründe. Stichwort Kurs. Jeder, der Rapsöl zum Kochen kauft, weiß es. Der goldene, zähfließende Saft ist richtig teuer geworden. Außerdem ist die Pflanze mit ihren vielen feinen Wurzeln als Wohltäter für den Boden bekannt. Die Krume wird wieder locker.

Im Schnitt kommt der Raps alle fünf Jahre zur Aussaat. Klassischerweise zwischen Weizen und Mais. Wenn alles glatt läuft – und die Spritzdüsen sauber bleiben – liefert Christian Große Brinkhaus von jedem Hektar vier Tonnen Raps an die Mühle. Der Stoff, aus dem das Bratöl kommt, sitzt in nicht einmal pfeffergroßen Körnern. 50 Stück davon werden nachher pro Quadratmeter ausgesät. Aber wie gesagt, dieses Jahr nicht mehr, gelb wird es auf diesem Acker erst wieder in fünf Jahren.

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