Messe "Teddybär Total"
Teddybären kehren zurück in die Halle Münsterland
Münster
Erleichterung und Freude, endlich wieder die handgemachten Unikate präsentieren zu dürfen. Gleichzeitig Entsetzen darüber, dass ein Drittel der knapp 150 Aussteller wegen des Ukraine-Krieges nicht kommen konnten oder durften: Die „Teddybär Total“ hatte zwei Gesichter.
Nach zwei Jahren trifft sich die internationale Teddyszene wieder zum weltweit wichtigsten Event, stellt neue Kreationen vor und Künstler begeistern mit hochwertigen Unikaten. Und dennoch ist alles etwas anders. Das Messe-Highlight, die Verleihung des „Goldenen George“, wird auch aus Solidarität zu den vielen renommierten Bärenmacherinnen aus der Ukraine und Russland abgesagt, weil die Veranstalter keine Chance für ein „unbeschwertes miteinander feiern“ sehen und auch ein faires Voting der Jury nicht gewährleisten können.


„Gerade die Internationalität war und ist es, auf die wir mit Stolz schauen“, sagt Mitorganisator Jan Schönberg. Hass, Ausgrenzung, Krieg oder Verachtung dürften keinen Platz in der Welt haben. Schließlich sei der Teddybär ein Symbol der Verständigung und des Miteinanders. Ein Ideal, dass man auch in schweren Zeiten nicht aufgeben mag. Und „weil die vom Krieg verdunkelte Bärenwelt in dieser Situation zusammensteht“, wird eine Spendenaktion für die Künstlerinnen im zerbombten Land gestartet.
Eine von zwei Ukrainerinnen, die es mit ihren Künstlerbären nach Münster geschafft hat, ist Luniia Leliukhina. Gleich am ersten Tag des Angriffskrieges ist sie von Kiew über Rumänien in ein kleines französisches Städtchen geflüchtet und wohnt dort jetzt bei Freunden. Ihr Mann hat die Bären später im Auto über die Grenze gebracht, bevor er zurück in seine Heimat musste. Auch wenn sie aktuell kein Material hat, um neue Teddys herzustellen, ist sie froh, wenigstens einige ihrer Kostbarkeiten präsentieren zu können. Eigentlich wäre Leliukhina als langjähriges Jury-Mitglied der Messe in Münster auch für die Bewertung der Preisträger für den „Goldenen Goerge“ zuständig. Sie sei aber froh, überhaupt dabei sein zu können. Und weil Aussteller und viele der Stammbesucher so etwas wie „eine große Familie in der Not“ seien, blickt die junge Künstlerin trotz der Krise mit Optimismus in die Zukunft.
„Münster ist mein Mekka der Teddywelt“
Seit vielen Jahren dabei ist Barbara Kampf, die mit ihren ausgefallenen Kreationen für Aufsehen sorgt. „Zwei kleine Ausstellungen in der Pandemie-Zeit, mir fehlten einfach die Kollegen und natürlich die neugierigen Besucher. Ich bin glücklich, heute hier sein zu dürfen“, sagt sie. Ähnlich sehen das auch viele Sammler, die aus ganz Deutschland nach Münster gekommen sind. Erna Friedberg aus Lindau am Bodensee hat die lange Anreise gern in Kauf genommen. „Nirgendwo gibt es so eine Vielfalt, Münster ist mein Mekka der Teddywelt“, schwärmt sie. Das „miteinander Sprechen ist kein Vergleich zum Austausch über soziale Medien“, meint Bärenmacherin Petra Hankofer, die mit ihren „Hope-Bears“ auf der Messe auch so etwas wie ein Hoffnungszeichen auf bessere Zeichen setzen will. Ende April 2023 will man dann wieder in Münster als „komplette Familie“ bärig begeistern, hofft Veranstalter Sebastian Marquardt, der von einem „unfassbaren Albtraum in unserer Nachbarschaft“ spricht, wenn er auf seine Freunde in der Ukraine schaut.
Die „Teddybär Total“ ist am Sonntag in der Halle Münsterland noch bis 16 Uhr geöffnet.
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