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Mordfall Johanna K.

Indizien belasten 30-jährigen Tatverdächtigen 

Warendorf/Münster

Nach dem Tod der 21-jährigen Johanna K. in Warendorf ist der Tatverdächtige, der in Spanien festgenommen worden war, nach Deutschland überführt worden. Für die Staatsanwaltschaft Münster sprechen alle Indizien dafür, dass der 30-Jährige die junge Frau umgebracht hat.

Von Jörg Pastoor, Anna Spliethoff und Joachim Edler

Der Tatverdächtige im Mordfall Johanna K. bei seiner Festnahme in Spanien. Inzwischen ist er nach Deutschland überführt worden. Foto: Screenshot Polizei

Der 30-Jährige, der am 9. November die 21-jährige Johanna umgebracht werden soll, sitzt inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt im Münsterland in Untersuchungshaft. Während der mutmaßliche Täter gegenüber den spanischen Behörden die Taten gestanden und sich selbst mit einer Videobotschaft an seine Eltern und an eine Freundin belastet hat, indem er die Taten zugab und mit Suizid drohte, schweigt er gegenüber den deutschen Behörden.

Fahnder finden EC-Karte des Opfers

„Natürlich fließen diese Aussagen auch in unsere Ermittlungen mit ein – wie alle anderen Beweismittel auch“, betont Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt auf Anfrage unserer Zeitung. Aktuell würden alle Beweismittel zusammengetragen.

So hätten die spanischen Behörden neben einem Messer auch die EC-Karte der ermordeten Krankenschwester im Wagen des Beschuldigten, einen dunklen Dacia Duster mit Warendorfer Kennzeichen, gefunden. „Bereits im Vorfeld sprachen alle Indizien dafür, dass der 30-Jährige der Mörder ist.“ Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, die Ermittlungen in drei Monaten abgeschlossen zu haben. Mit einer Anklage rechnet Botzenhardt erst im neuen Jahr. Aufgrund der Schwere der Tatvorwürfe vermute er, dass der mutmaßliche Täter auch nicht gegen Kautionsauflagen freigelassen werden könnte.

Tatverdächtiger nach Deutschland gebracht

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Donnerstag (1.12.) mitgeteilt, dass der Tatverdächtige nach Deutschland überführt worden ist. Die Staatsanwaltschaft Münster hatte zuvor Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes, der Vergewaltigung und des Raubes mit Todesfolge beantragt. Ein Richter erließ Haftbefehl. 

Am Freitag vergangener Woche (25. November) war bekannt geworden, dass die spanischen Behörden die Auslieferung des Tatverdächtigen im Warendorfer Mordfall Johanna K. bewilligt hatten. 

Der 30-jährige Mann aus Ennigerloh steht im Verdacht, die junge Frau in Warendorf getötet zu haben. Die 21-Jährige ist am Morgen des 9. November nicht auf ihrer Arbeitsstätte erschienen. Nachdem Arbeitskollegen sie am Morgen auch telefonisch nicht erreicht hatten, suchten sie um kurz vor 11 Uhr am Morgen ihre Wohnanschrift im Warendorfer Norden nahe dem Josephs-Hospital auf.

Festnahme auf der Autobahn kurz vor Madrid

In ihrer Wohnung fanden sie den leblosen Körper der Frau. Nach der Obduktion stand für die Staatsanwaltschaft fest: „Das Ergebnis bestätigte den Verdacht, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt“, so Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt: „Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus.“

Der dringend Tatverdächtige wurde nach einer zweitägigen europaweiten Fahndung am 15. November (Dienstag) auf der Autobahn kurz vor Madrid von der spanischen Polizei festgenommen. Der Tatverdächtige und das Opfer waren ehemalige Arbeitskollegen und kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit als Auszubildende im Telgter St.-Rochus-Hospital. Die 21-Jährige hatte gerade ihr Examen als Krankenschwester abgelegt.

Der 30-jährige Ennigerloher soll sich der Festnahme nicht widersetzt haben. Bis zu seiner Auslieferung saß er in Madrid in Haft. Der Verdächtige soll nicht vorbestraft sein.

Tatverdächtiger soll junge Frau sexuell missbraucht haben

Wie Frank Schneemann, Leiter der Mordkommission in Münster, berichtete, rekonstruiert die Polizei den Tathergang so: Der Verdächtige soll die junge Frau an jenem Mittwoch um 5.30 Uhr im Warendorfer Norden auf dem Weg zur Arbeit direkt an der Wohnungstür abgepasst und mit vorgehaltenem Messer in die Wohnung zurückgedrängt haben. Dort habe er sie sexuell missbraucht und dann durch körperliche Gewalt gegen den Hals getötet.

Er stahl Smartphone und Portemonnaie der Toten und hob mit der EC-Karte noch Geld von ihrem Konto ab. Die Polizei fand Telefon und Geldbörse tags darauf abends an der Aussichtsplattform eines ehemaligen Steinbruchs des Ennigerloher Zementwerks Anneliese, gut 20 Autominuten vom Tatort entfernt. Das Smartphone war in das Netz eines nahen Funkmastes eingeloggt. Das Motiv für die Tat ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch unklar.

Große Betroffenheit auch über Warendorf hinaus

Der Tod der jungen Frau hat nicht nur in Warendorf, sondern auch weit darüber hinaus für Betroffenheit gesorgt. Auf der Internetseite eines örtlichen Bestattungsunternehmens füllte sich das virtuelle Kondolenzbuch innerhalb kurzer Zeit mit über Hunderten Beileidsbekundungen auch fremder Menschen, die ihre Fassungslosigkeit ausdrücken und der Familie des Mordopfers Kraft wünschen. Johanna K. wurde am 17. November (Donnerstag) unter großer Anteilnahme in Harsewinkel bestattet.

Dr. Olaf Gericke, Landrat im Kreis Warendorf

Der Leiter der Kreispolizeibehörde Warendorf, Dr. Olaf Gericke, hat zu dem Vorfall in Ostbevern und der Klärung des Tötungsdelikts in Warendorf Stellung bezogen: „Ich bin sehr froh, dass das Tötungsdelikt so schnell geklärt wurde. Das ist ein toller Erfolg. Die Polizei hat mit hohem Engagement, Personen befragt und Spuren gesichert sowie ausgewertet, die schnell zu dem Tatverdächtigen führten. Dank der guten europäischen, polizeilichen Zusammenarbeit konnte der Mann durch die spanische Polizei festgenommen werden.“

Video in Kooperation mit dem WDR:

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