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„Recht auf Hitzefrei“: Das geht zu weit

Weil die Temperaturen in diesen Tagen Richtung 40 Grad gehen, fordern Verdi und die Linke ein „Recht auf Hitzefrei“. Keine gute Idee, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Von Gunnar A. Pier

An der Tür eines Geschäftes steht auf einem Zettel Hitzefrei. Bei sehr hohen Temperaturen sollte es aus Sicht der Linken für Arbeitnehmer ein "Recht auf Hitzefrei" oder verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich geben. Foto: dpa

Zugegeben, an Tagen wie diesen geht es Arbeitenden in gut klimatisierten Büros (und Redak­tionen) deutlich besser als Asphaltbauern, Dachdeckern oder Landschaftsgärtnern. Dass all jene, die bei ihrer Arbeit im Freien der Hitze kaum entrinnen können, Wege finden müssen, damit klarzukommen, steht außer Frage. Aber ein „Recht auf Hitzefrei“, das Verdi und die Linke nun fordern, wäre nicht angemessen.

Schon jetzt gibt es viele Möglichkeiten, um auf Widrig­keiten wie Hitze zu reagieren. Arbeitszeiten an den Tagesrandzeiten etwa: Sie sind nicht in jedem Job möglich und verlangen allen eine gewisse Flexibilität ab – aber sie sind häufig ein geeigneter Weg, um an den wenigen Tagen im Jahr mit extremer Hitze der Mittagssonne zu entgehen. Deshalb sind sie längst gelebte Praxis.

Natürlich sind auch die Arbeitgeber in der Verantwortung, müssen mitunter zusätzliche Pausen ermöglichen, geeignete Ausrüstung stellen und vielleicht bei der Stundenzahl mal ein Auge zudrücken. Aber bitte frei­willig. Sie zu zwingen, neben Corona-Kalamitäten, ­Fachkräftemangel und Inflationssorgen auch noch Wetter­folgen abzufedern, geht eindeutig zu weit.

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„Recht auf Hitzefrei“: Linke will Erleichterungen für Arbeitnehmer

(dpa) Bei sehr hohen Temperaturen sollte es aus Sicht der Linken für Arbeitnehmer ein „Recht auf Hitzefrei“ oder verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich geben. „Wir brauchen Klimaanpassungen im Arbeitsrecht“, sagte die Parteivorsitzende Janine Wissler am Montag in Berlin. Hitze und Sonne seien eine Belastung für die Gesundheit. Das gelte vor allem für Menschen, die draußen körperlich arbeiteten, sagte Wissler. Die Risiken solle man beim Arbeitsschutz ernst nehmen. Sollbestimmungen schützten zu wenig. Schutzmechanismen müssten auch in der Arbeitsstättenverordnung festgeschrieben werden, verlangte die Parteichefin.

Auch die Gewerkschaft Verdi hatte Erleichterungen für Arbeitnehmer angemahnt. „Bei extremer Hitze fordern wir natürlich längere Pausen oder ein früheres Ende der Arbeit - Hitzefrei -, auch wenn darauf kein rechtlicher Anspruch besteht“, sagte Norbert Reuter, Leiter der tarifpolitischen Grundsatzabteilung bei Verdi, dem RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland).

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