Bilanzvorlage
Fallende Preise machen Agravis-Konzern Sorgen
Münster
Ukraine-Krieg, Klimakrise und starke Preisschwankungen: Der münsterische Agrarhandelskonzern Agravis bewegt sich in einem turbulenten Markt. Für Vorstandschef Dr. Dirk Köckler standen deshalb bei der Bilanzvorlage am Donnerstag nicht nur die äußerst soliden Zahlen im Vordergrund. Vielmehr legte Köckler den Fokus zunächst auf den Krieg in Europa.
„Es geht nicht um Sieg oder Niederlage – es geht vor allem um Frieden“, betonte der Agravis-Chef. „Eine Friedensordnung in der Ukraine und Russland ist für die globale Lebensmittelerzeugung von zentraler Bedeutung.“
Auch in der Klimakrise fühlt sich Agravis aufgerufen, Lösungen zu liefern. Köckler betonte die große Rolle, die Kühe bei der Bewältigung der globalen Klimakrise spielen. Agravis setze genau dort mit seinem Futtermittelkonzept „MX“ an, so der Konzernchef: Hochwertigen Futterkomponenten und ein Zusatzstoff zur Methanreduzierung im Pansen reduziere bisher schon die Methanentstehung um bis zu zehn Prozent. Weiterentwickelt bewirke dieses Produkt jetzt sogar um bis zu 30 Prozent reduzierte Methanemissionen.
Ertragslage hat sich deutlich verbessert
Trotz aller Unsicherheiten gelang es Agravis im vergangenen Jahr ein „zukunftssicherndes Ergebnis“ zu erzielen. Finanzvorstand Hermann Hesseler präsentierte für 2022 einen Umsatzanstieg um rund zwei Milliarden auf 9,4 Milliarden €, der allerdings überwiegend durch steigende Preise bedingt war. „Davon sind nur 250 bis 300 Millionen € auf höhere Mengen zurückzuführen“, betonte Hesseler. Auch die Ertragslage hat sich deutlich verbessert. Der Finanzchef bezifferte das Ergebnis vor Steuern auf 61,5 Millionen € nach nur 33,2 Millionen € im Vorjahr. Dieser Geldzufluss werde vor allem zur Risikovorsorge genutzt, denn die Märkte seien von einem Auf und Ab geprägt.
Euphorie wird bei Agravis nicht spürbar. „Wir haben uns bei der Umsatzrendite auf rund 0,7 Prozent verbessert, sind also unserem Ziel von ein Prozent Umsatzrendite nähergekommen, aber haben es noch nicht erreicht.“ Köckler betonte, dass man dieses aber nicht aus dem Auge verliere und sich ihm in den kommenden Jahren sukzessive annähern wolle.
Im Jahr 2023 hätten sich die Rahmenbedingungen des Marktes stark verändert. So habe es etwa starke Preisrückgänge bei Mineraldünger, Getreide, Energie und am stärksten bei Raps gegeben. Wegen der Unsicherheiten gelte bei Agravis auch weiterhin ein besonderes Augenmerk dem Risikomanagement, dem „Fahren auf Sicht“ und der weiteren Kostenoptimierung. Für das laufende Jahr prognostizierte Köckler deshalb einen Umsatzrückgang auf 8,5 Milliarden € und einem Ergebnis vor Steuern von lediglich 45,1 Millionen €.
Für die Verbraucher rechnet der Agravis-Chef jedoch trotz der fallenden Börsenpreise für Agrarprodukte mit einem anhaltend hohen Preisniveau bei Lebensmitteln.
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