Fußball: Regionalliga West
SCP gewinnt wieder nicht gegen eine Topmannschaft und spielt 1:1 in Wuppertal
Wuppertal
In der letzten Minute trifft Marcel Hoffmeier in Wuppertal. Die Freude über den Treffer ist groß, doch am Ende sind die Preußen mit dem 1:1 eher nicht zufrieden.
Rein mathematisch betrachtet hat der SC Preußen Münster ein neues Rätsel gestellt. Zehn Punkte aus drei Spielen zu holen, und das innerhalb von neun Tagen – mysteriös. Aber die Wissenschaftler müssen sich nicht grämen, eher die Anhänger des SC Preußen Münster. Denn keine 48 Stunden, nachdem der SCP - mit den beiden Siegen über Straelen und Lotte im Rücken – auch vom Sportgericht des Westdeutschen Fußball-Verbandes mit einem Sieg über RW Essen am grünen Tisch beschenkt wurde – reichte es beim Wuppertaler SV „nur“ zu einem 1:1 (1:0) vor 3076 Zuschauern am Stadion am Zoo. Doch statt der geplanten zwölf Zähler blieb es bei derer zehn.
Vergoldet wären die bewegten Tage durch einen Sieg worden, nur ein bisschen Strass blieb übrig, weil Marcel Hoffmeier in der fünften Minute der nur auf drei Minuten anberaumten Nachspielzeit wenigstens den Ausgleich markierte. Die Hausherren waren nach 59 Sekunden durch Roman Prokoph in Führung gegangen.
Hildmann: Punkt gewonnen
„Ich trauere nicht zwei Punkten hinterher, wir haben einen Punkt gewonnen“, befand Trainer Sascha Hildmann. Und: „Wir haben uns schwer getan. Im Zweikampfverhalten war uns Wuppertal voraus.“ Verdient sei der Ausgleich gewesen, glücklich, weil er so spät gefallen sei. Hildmann nahm seine Schützlinge komplett aus dem Kreuzfeuer der Kritik, Zweifel an der Einstellung und Mentalität sah er jedenfalls nicht.


Wuppertals Sportchef Stephan Küsters, einst Kapitän beim SCP in den Nullerjahren, war dagegen auf 180: „Bodenlos.“ Ein Wort reichte, um den Frust zu beschreiben. Warum Referee Nico Fuchs so lange nacharbeiten ließ, ehe der SCP sich zum Ausgleich duselte, blieb für ihn ein Geheimnis.
In der Summe war das wieder zu wenig für eine Mannschaft mit den Ambitionen des SCP. Anfangs schlafwandlerisch, dann gute 30 Minuten verspielt und überzeugend, schließlich eine Halbzeit nahezu komplett enttäuschend – wieder einmal siegte Münster nicht gegen ein Topteam, gegen einen Mitbewerber. Das war, nun, da es auf die Zielgerade des Titelrennens geht, zu wenig. Zu viele Zweikämpfe wurden verloren, zu wenig aufbrausende Gegenwehr geleistet, zu häufig lamentiert und gehadert. Hildmann gab da zumindest ein wenig nach: „Wir haben mehrere Leute, die nicht drankommen, wo sie sein könnten.“ Keine Ausrede durfte sein, dass Thorben Deters (Corona), Marvin Thiel und Jannik Borgmann fehlten.
Linke Seite offen wie ein Scheunentor
Waren es nun 58 oder 59 Sekunden? Jedenfalls stand Münsters linke Seite wie ein Scheunentor offen, und der hellwache WSV nutzte das gleich mal aus. Luke Hemmrich konnte Moritz Montag nicht wirklich folgen, in der Mitte staubte Roman Prokoph eiskalt ab, Robin Ziegele war nicht auf der Höhe des Geschehens. Das zeigte Wirkung, die Preußen waren angezählt, wobei die Hausherren nicht nachlegten.
Bis zur Halbzeit hätte die Hildmann-Elf aber die Partie mindestens ausgleichen müssen. Denn die frühen Tagträumereien stellte der SCP schnell ab und kreierte eine Reihe bester Chancen. Allerdings, und auch das ist Teil der Wahrheit, agierten die Gästen wahlweise überhastet, unentschlossen oder auch nur fahrig. Wo war der ganz große Punch?
Gerrit Wegkamp (7.) eröffnete den Reigen, Manuel Farrona Pulido (18.), Julian Schauerte (22.) Hemmerich (27.) und Henok Teklab (38.) hatten Chancen von allererster Qualität. Fast immer war Teklab mit von der Partie, wenn die Preußen Gefahr entwickelten, aber die allerletzte Konsequenz fehlte einfach beim SCP: Wuppertal war effektiver und zeigte offensiv ein einziges Lebenszeichen durch einen Schuss von Philipp Hanke (37.) an das Außennetz. Schmeichelhafte Führung hin oder her, das hatte das Mehnert-Team cleverer als die Hildmann-Schützlinge gedeichselt.
Ausgleich nur ein Trostpflaster
Und nach der Pause: Da ging nicht mehr viel beim SCP, Münsters Offensive war kaltgestellt, der WSV nutzte seine Konterchancen nicht. Erst nach einer Rudelbildung in der 80. Minute kamen die Gäste mit der Brechstange etwas zurück. Es reichte zum Ausgleich, weil Max Schulze Niehues (90.+2) gegen Dominik Bilogrevic erst klärte, und dann nach tatsächlich insgesamt 97 Spielminuten Hoffmeier traf. Ein Trostpflaster, alles andere als ein goldener Sonntag.
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