Leichtathletik: Münster-Marathon
Bewegungsanalyse: Mängel-Test für den ganzen Körper im Selbstversuch
Münster
Kann man einen Marathon laufen, ohne sich groß vorbereitet oder ein spezielles Training absolviert zu haben? Das geht, ist aber auch mit Risiken verbunden. Eine Bewegungsanalyse ist ebenso wie die Leistungsdiagnostik unter den Augen von Experten dienlich. Ein Selbsttest.
Münsterstraße 25 in Greven. Mein erster Blick an diesem sommerlichen Donnerstag vor dem schmucken, roten Klinkerbau bleibt unweigerlich an freihängenden blütenweißen Bilderrahmen neben der Eingangspforte zum Gesundheitszentrum Indiz haften. Darin auf schlichtem Papier finden sich vielsagende, bedeutsame Worte. Wie: „Das war für mich eine großartige Erfahrung. Wer Schwierigkeiten hat mit freier Bewegung im Beruf oder in seiner sportlichen Tätigkeit, sollte nicht sofort zur Apotheke gehen und Schmerzmittel konsumieren, sondern erstmal eine Bewegungsanalyse machen.“ Gian Considine. Lars Larssen schreibt: „Ich bin froh, diesen Schritt gemacht und endlich eine Lösung für meine Schmerzen gefunden zu haben ...“
Magnus Kaprolat
Es ist noch früh an diesem Morgen, als ich die Tür zur „Praxis“ öffne. Magnus Kaprolat, Experte für Bewegungsanalysen und seit knapp einem Jahr selbstständig, erwartet mich. Er schwingt gerade den Besen, macht sauber, legt großen Wert auf Hygiene. Ein tägliches Ritual. Der wechselnde Patientenverkehr bringt das mit sich. „Die Besucher sollen sich hier wohlfühlen“, sagt der 32-Jährige.
Der Schreibtisch mit Computer ist der erste Blickfang in einer Räumlichkeit, die dezent, aber äußerst einladend wirkt. Die teilflächige Milchglas-Folie an den Fenstern sorgt für eine gewisse Diskretion. Zwingend erforderlich, auf einer Gymnastikmatte soll mitunter das Körpergefühl für die richtige Ausführung von Bewegung erfahrbar, mögliche Ungleichgewichte begreiflich werden. Keinesfalls unter den Augen der Öffentlichkeit. Nur Hugo darf zugucken. Das Skelett.
Drei hochauflösende Kameras
Als ich den Kopf auf die gegenüberliegende Seite wende, sehe ich das beeindruckende medizinische Laufband, auf das drei hochauflösende Kameras gerichtet sind. Das eigentliche Zentrum der Arbeit. Hier wird jedem Besucher auf den Schmerz gefühlt. Die Füße bilden nun mal die Grundlage für jede Bewegung des Körpers. Steht der jedoch auf einem schiefen Fundament, bilden sich Fehlstellungen durch die darüber liegenden Knie- und Hüftgelenke bis zur Wirbelsäule und in den oberen Rücken fort. Das kann zwangsläufig im Alltag oder beim Sport zu Problemen führen. „Zu mir kommen Läuferinnen und Läufer, Triathletinnen und Triathleten aber auch Menschen, die bei der Gartenarbeit Beschwerden haben“, erzählt Kaprolat. „Allen möchte ich bestmöglich helfen, wieder ein schmerzfreies Leben zu führen.“
Im Detail
Die videobasierte Gang- und Bewegungsanalyse gibt Aufschluss über Überlastungsreaktionen, Fehlstellungen der Gelenke, einen ineffizienten Laufstil oder Muskeldysbalancen. Mit Hilfe der Auswertung am PC können Schwächen aufgedeckt und individuelle Therapie- und Trainingsempfehlungen gegeben werden. Auch für Aktive, die bislang mehr oder weniger sorgenfrei unterwegs sind, bietet sich das Verfahren an, um präventiv etwas für die eigenen Gesundheit zu tun und Verletzungen zu vermeiden. Stichwort ökonomischer Laufstil: Der zeichnet sich auch dadurch aus, dass sich der Körperschwerpunkt nicht unnötig auf- und ab bewegt. „Das würde ich sofort sehen“, so Kaprolat.
Er setzt auf den ganzheitlichen Ansatz. Heißt: Im Lauflabor wird das Bewegungsmuster im Stand, Gang- und Lauftempo analysiert. Dafür greift der gebürtige Weseler auf modernste Diagnosegeräte zurück. Es werden sowohl statische als auch dynamische Messungen der Abrollbewegung des Fußes, zur Beinachse und zur Wirbelsäule gemacht. Im Anschluss wird über den Befund gesprochen, Trainingsempfehlungen gegeben. Ein individuell abgestimmter Übungsplan hilft, bestehende Defizite oder Fehlstellungen gezielt zu behandeln und damit möglichen Beschwerden entgegen zu wirken. Ich bin schier begeistert. 179 Euro kostet der Spaß. Im Rücken zwickt es mir seit Jahren, wenn ich laufe. Es wäre sinnvoll investiertes Geld. Auch wenn ein Marathon für mich soweit entfernt ist wie Münster von Barcelona.
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