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Fußball: Kreisliga A

Falke-Coach  Grujic sagt Tschüss: "Gehen, wenn's am schönsten ist"

Saerbeck

Es war eine emotionale Reise für Dragan Grujic. Nach drei Jahren als Cheftrainer des SC Falke Saerbeck hört der Trainer am Sonntag auf. Endgültig - vorerst jedenfalls. Im großen Abschiedsinterview blickt er noch einmal genau zurück.

Das war es: Dragan Grujic verabschiedet sich vorerst von der Bühne des Amateurfußballs. Foto: Michaelis

Es ist wohl eine der überraschendsten Geschichten, die der Amateur-Fußball in der Region in dieser Saison geschrieben hat. Mit dem Aufstieg in die Bezirksliga hat sich der SC Falke Saerbeck einen großen Traum erfüllt. An der Spitze des Erfolgs steht Trainer Dragan Grujic. Binnen kürzester Zeit hat er ein Team geformt, das meisterlich performt und sich dafür nun den verdienten Lohn abgeholt hat.

Doch ausgerechnet jetzt verlässt der Coach den Siegeszug und macht wohlbedacht Platz für Neues. Gemeinsam mit unserer Sportredaktion hat der 42-jährige Familienvater auch deshalb noch einmal auf seine bewegende Zeit bei den Falken zurückgeblickt. Das große Abschiedsinterview – wenige Stunden später ist dann endgültig Schluss, vorerst jedenfalls.

Herr Grujic, seitdem Sie mit Ihrer Mannschaft aufgestiegen sind, wie oft haben Sie bisher auf die Tabelle geschaut?
Grujic: Ehrlich gesagt habe ich gar nicht so oft draufgeschaut. Die Jungs haben das schon gemacht. Die Tabelle wird auch so immer in meinem Kopf bleiben und ein Teil meiner Erinnerungen sein. Ich kann den Erfolg und die zurückliegende Zeit auch so ganz gut genießen.

Am Sonntag ist endgültig Schluss für Sie bei Falke Saerbeck. Haben Sie das schon realisiert?
Grujic: Nein, so ganz noch nicht. Denn es war ja auch eine lange, aufregende und intensive Saison mit vielen Spielen. Ich muss da schon noch viel drüber nachdenken und es sacken lassen. Es wird noch ein bisschen Zeit brauchen – vielleicht nach dem letzten Spiel.

Zu welchem Zeitpunkt haben Sie denn gemerkt, dass es mit dem Aufstieg wirklich klappen kann?
Grujic: In der Winterpause habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Und spätestens ab Mitte März habe ich dann gesagt, wir packen das, von dort an war ich mir sicher. Und das habe ich auch so mit der Mannschaft kommuniziert.

Dragan Grujic und sein Co-Trainer Mattis Pothoff. Foto: Michaelis

Was war für Sie der Schlüssel für den Aufstieg?
Grujic: Ein Aufstieg funktioniert nur dann, wenn alle mitziehen. Wichtig war sicherlich, dass wir weitestgehend verletzungsfrei geblieben sind – das braucht es einfach für so einen Erfolg hinten heraus. Zudem muss ich sagen, dass auch die jüngeren Spieler einen riesengroßen Teil zu allem beigetragen haben – gerade das Tempo hat sich bei uns dadurch enorm verändert. Hinzu kommt die konstante Trainingsbeteiligung und dass die Jungs alles sofort umgesetzt haben. Es war einfach ein perfekter Mix.

Wie würden Sie Ihre drei Jahre in Saerbeck im gesamten beschreiben?
Grujic: Ich nehme ausschließlich Positives mit. Die Anfangszeit mit Corona war aber natürlich nicht leicht. Als es dann wieder losging, haben wir den Schwung der jüngeren Spieler mitgenommen. Da habe ich dann auch gemerkt, dass ich hier etwas bewegen kann. Wichtig war auch, dass die Mannschaft und ich uns sehr schnell aneinandergewöhnt haben. Dass es dann ausgerechnet diese Saison klappt mit dem Aufstieg, wer hätte das schon gedacht... Die drei Jahre haben mich in jedem Fall geprägt.

Als Sie Ihrer Mannschaft im Winter mitgeteilt haben, dass Sie am Saisonende aufhören werden, hatten Sie Angst, dass das dann auch nach hinten losgehen kann?
Grujic: Ja, da habe ich schon drüber nachgedacht. Aber als ich der Mannschaft meine Entscheidung mitgeteilt habe, war die einzige Antwort: „So leicht wirst du es nicht haben, jetzt steigen wir erst recht auf.“ Und von diesem Moment an waren für mich jegliche Bedenken abgelegt.

Dragan Grujic

Ganz konkret: Welche Fähigkeit braucht eigentlich ein Meister-Trainer, damit am Ende solch eine Leistung dabei entsteht?
Grujic: Leichtigkeit. Für mich kam es immer darauf an, dass ich den Jungs das Fußballspielen und die einzelnen Formen so einfach wie möglich vermittel. Und ich habe viel Wert darauf gelegt, dass die Spieler alle fit sind. Das haben wir auch ohne viel Konditionstraining geschafft. Aber es ist ja nicht so, dass ich das alleine gemacht habe, drumherum gehört auch noch ein Co- und Torwart-Trainer dazu und der ganze Verein im Hintergrund.

Schon letzten Sonntag (14. Mai) wurden Sie auf heimischer Anlage offiziell verabschiedet. Nehmen Sie uns einmal mit in Ihre Welt der Gefühle.
Grujic: Der Weg in Richtung Vorstand auf dem roten Teppich, das war für mich schon Wahnsinn. Ich glaube, mit der Geste und mit dem Applaus der Spieler und vor allem auch Familien – das hat mich schon sehr zufrieden gemacht. Mich macht das einfach Stolz, weil ich dadurch gemerkt habe, dass meine Arbeit gut war.

Gibt es in Ihnen dann auch eine Stimme, die sagt: „Oh man, hätte ich doch mal weitergemacht als Trainer in Saerbeck?“
Grujic: Da muss ich klar differenzieren. Die Entscheidung, die Zukunft aus privaten Gründen nun so zu gestalten, die war definitiv richtig. Die habe ich ja auch nicht von heute auf morgen getroffen, sondern war wohlüberlegt und ein längerer Prozess. Dass ich trotzdem gerne weitergemacht hätte – vor allem auch durch den Aufstieg – daraus brauche ich aber natürlich auch keinen Hehl machen. Es gab zwar auch Anfragen von anderen Vereinen, aber für mich gab es nur die Option, das Geschäft meiner Eltern zu übernehmen oder in Saerbeck als Trainer weiterzumachen. Aber man soll ja auch immer dann gehen, wenn es am schönsten ist...

Nach dem Aufstieg kannte der Jubel bei Dragan Grujic und seinen Spielern keine Grenzen mehr. Foto: Michaelis

Werden Sie denn trotzdem Zeit haben, auch in Zukunft am Sportplatz in Saerbeck vorbeizuschauen?
Grujic: Die Zeit werde ich mir zwischendurch definitiv nehmen. Nur das intensive und zeitaufwendige Gesamtpaket als Trainer war einfach nicht mehr möglich.

Schließen Sie denn eine Rückkehr in das Fußballbusiness – in welcher Form auch immer – komplett aus?
Grujic: Ich weiß es wirklich nicht genau und habe keine Ahnung, was in der Zukunft passiert. Die Arbeit steht nur erst einmal im Mittelpunkt. Das muss ich einfach mal schauen.

Nicholas Beermann beerbt Sie als Trainer – eine gute Wahl?
Grujic: Auf jeden Fall! Ich wollte Nicholas ja auch schon vor zwei Jahren nach Saerbeck holen. Er ist ein Junge von hier und deshalb lag das einfach nahe. Als das Angebot von Gievenbeck kam, dann war schnell klar, dass er das annimmt – aber wer hätte das nicht gemacht? Aber so hat er jetzt direkt die Möglichkeit erster Trainer zu sein und das ist ja auch nicht ganz so schlecht und hat mit der Bezirksliga eine schöne Aufgabe vor sich.

Dragan Grujic

Was trauen Sie Nicholas und dem Team denn nächste Saison in der Bezirksliga zu?
Grujic: Die Liga wird wirklich stark sein. Aber ich glaube durch die Power, die wir diese Saison gehabt haben, wird es sehr interessant werden. Wirklich wichtig ist, dass die Mannschaft – wie es ja der Fall ist – zusammen bleibt und nicht auseinanderbricht. So braucht es nicht viele neue Abläufe, sondern vielleicht nur ein paar neue Feinheiten. Ich glaube, dass Saerbeck auf jeden Fall eine gute Rolle in der Liga spielen wird – und bin mir sicher, dass die Jungs die Bezirksliga halten werden.

Vorher geht's aber noch auf Mannschaftsfahrt – nach Mallorca. Was können die Spieler denn dort von ihrem Noch-Trainer erwarten?
Grujic: Ich war zwar nicht immer dabei, aber die Jungs wissen das schon ganz gut. Ich glaube, dass ich immer vorne dabei bin, und das auch sehr gerne. Wir werden auf jeden Fall sehr gut feiern.

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