Leichathletik
Silas Zahlten: Vom Frühstart auf dem Klapprad und der DM-Chance
Münster
Klapprad, Zug, Mitfahrgelegenheit im Auto: Silas Zahlten nutzt nahezu jedes Fortbewegungsmittel, meistens ist er jedoch zu Fuß unterwegs – und zwar schnell. In diesem Jahr holte sich der 17-Jährige von der LG Brillux Münster bereits die Titel in Westfalen und NRW, jetzt lockt die Junioren-DM.
Über einen Acht-Stunden-Tag kann Silas Zahlten nur müde lächeln, die Fünf-Tage-Woche ist auch kein Thema für den 17-Jährigen. Der junge Dülmener im Trikot der LG Brillux Münster gönnt sich kaum Verschnaufpausen und bleibt ständig in Bewegung – mit Erfolg.
Ende Januar sicherte sich der hoch veranlagte Leichtathlet das Titel-Doppel über 800 und 1500 Meter auf westfälischer Ebene, Anfang Februar ließ er auf beiden Strecken die Konkurrenz aus ganz NRW hinter sich – und in zehn Tagen fordert der Schüler des Pascal-Gymnasiums die besten U-18-Mittelstreckler aus Deutschland bei den nationalen Titelkämpfen in Sindelfingen heraus.
Trainer Riethues glaubt an Medaillenchance
Dann konzentriert sich Zahlten ausschließlich auf die 1500-Meter-Distanz. „Das haben mein Trainer und ich so besprochen“, sagt Zahlten, eine Vorliebe habe er eigentlich nicht. Vollgas über 800 Meter liege ihm ebenso wie „das Taktieren“ auf der längeren Distanz.
Auf Landesebene lief Zahlten über 1500 Meter 1000 Meter im Feld vergleichsweise entspannt mit, ehe er im letzten Drittel das Tempo verschärfte und einem ungefährdeten Sieg knapp unter der Vier-Minuten-Grenze entgegenlief – und dabei noch lange nicht am Anschlag war. „Um bei den Deutschen vorne mitzulaufen braucht man eine Zeit um 3:50 Minuten“, wagt er eine erste Prognose – nebst selbstbewusster Einschätzung: „Die habe ich drin.“
Allerdings überlässt der Athlet die großen Ansagen Trainer Jörg Riethues – wie immer: „Ich bin da immer eher zurückhaltend. Für mich geht es erst mal darum, das Finale zu erreichen. Jörg traut mir aber zu, um die Medaillen mitzulaufen. Und normalerweise passen seine Einschätzungen sehr gut, da kennt er mich fast besser als ich mich selbst.“
Zahlten trainiert bis zu neunmal pro Woche
Kein Wunder, schließlich verbringen beide sehr viel Zeit miteinander. Fünfmal die Woche treffen sich beide beim Training in der Leichtathletik-Halle der Uni Münster, dreimal trainiert Zahlten zusätzlich im Pascal-Gymnasium vormittags, ab und zu steht ein Konditionslauf vor der Schule an. „So acht- bis neunmal trainiere ich in der Woche“, sagt der Unermüdliche.
Morgens um 7 Uhr schwingt er sich in Dülmen aufs Klapprad, das dann mit in den Zug nach Münster genommen wird, abends um acht holen ihn seine Eltern dann in Nottuln wieder ab – das Klapprad im Kofferraum. „Das passt ganz gut. Mein Mannschaftskamerad Marco Sietmann nimmt mich von Münster aus nach dem Training mit nach Nottuln, wo er wohnt, und da warten dann meine Eltern.“
Daheim bleibt dann gerade noch Zeit fürs Abendessen und ein paar unverplante Minuten – „und dann geht es ins Bett“. An den meisten Wochenenden stehen Wettkämpfe und Lehrgänge an. Das klingt nach Stress, ist es aber gefühlt nicht. „Nein, das passt gut für mich“, sagt Zahlten, der sich gegen das Sportinternat in Münster und für zumindest etwas Zeit zu Hause entschieden hat. „Hausaufgaben mache ich dann im Pascal zwischen der Schulzeit und dem Training.“ Auch das hat sich bewährt. „Die Schule ist jetzt weniger stressig für mich. Ich bin damit zufrieden.“
Sparringspartner Sietmann und Lukas
Die Lehrer augenscheinlich auch: „Das klappt super mit den Freistellungen, auch mal kurzfristig. Ich habe auch schon bei einem Lehrgang in Kienbaum eine Klausur geschrieben, die anderen wurden nachgeschrieben, alles kein Problem.“ Aktuell kann er sich wieder etwas mehr Zeit für die Schule nehmen, zur Vorbereitung auf die Titelkämpfe beginnt jetzt die ruhigere regenerative Phase.
Für die Trainingsläufe hat Zahlten in Chauffeur Sietmann und dem ebenfalls sehr schnellen Justin Lukas zwei hochkarätige Sparringspartner – die taktische Marschroute heckt er mit Trainer Riethues aus. Der Masterplan für Sindelfingen ist schon in Arbeit, aber wird noch nicht verraten. „Ich kenne die anderen ja alle von den Lehrgängen, wir sind gut befreundet – aber die Renntaktik behält jeder bis zum Start für sich.“
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