Rhythmische Sportgymnastik: Westfalenmeisterschaften
Tränen, Treppchen und Triumphe bei den Gymnastinnen der TG Münster
Münster
Die Sportgymnastinnen der TG Münster waren am Wochenende in doppelter Mission im Einsatz: Als Gastgeber der Westfalenmeisterschaften lieferten die Münsteranerinnen einen tadellosen Eindruck – und auf den „Flächen“ waren die Aktiven nicht minder erfolgreich. Die Bilanz eines gelungenen Wochenendes ...
Zum zweiten Mal nach 2008 richtete die Turngemeinde Münster am Wochenende die Westfälischen Meisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik aus. Für Münsters Lokalmatadorinnen gab es Tränen, Treppchen und Triumphe – und für so manche Gymnastin sogar alles drei zusammen.
Nach der zweiten von drei Übungen bricht für Clarissa Eichwald eine Welt zusammen. Nach mäßiger Vorstellung mit dem Reifen patzt sie in ihrer Paradedisziplin mit dem Seil. Der Westfalenmeister-Titel rückt in weite Ferne, die Qualifikation für die Regionalmeisterschaften hängt am seidenen Faden. Doch dann haut die Gymnastin der Turngemeinde Münster in der ungeliebten Ball-Kür einen raus: Die Jury vergibt die Höchstnote, die Abiturientin aus Münster rutscht noch auf Rang drei und löst das Ticket für die nächste Wettkampfebene.
Mit Wut im Bauch zur Bestleistung
„Vielleicht sollte ich immer mit Wut im Bauch turnen. Was für eine emotionale Achterbahnfahrt“, sagt Clarissa Eichwald lächelnd, nachdem sie in letzter Minute das Ruder rumgerissen hat. Sie war eine der Favoritinnen auf den Westfalenmeister-Titel in der freien Wettkampfklasse 16+, doch der Heimspiel-Vorteil wurde zur Bürde. „Clarissa turnt unbeschwerter auswärts, wo sie keiner kennt“, weiß Caro Schulte, eine ihrer Trainerinnen aus dem siebenköpfigen Übungsleiter-Ensemble, das das Event mit 120 Teilnehmern organisiert und zusammen mit zahlreichen Helfern gestemmt hat.
Rückblende. Weit vor dem Start wuselt die 20-köpfige Gymnastinnen-Riege der TG Münster durch die Katakomben der Halle in der Lotharingerstraße. Haare richten, schminken, aufwärmen, warmturnen – und das alles in Ballerina-Haltung im Strassstein-Outfit, das – wie die Musik – an die russische Herkunft des Sports erinnert. „Hauptsache, es glitzert schön“, sagt Clarissa Eichwald über ihre drei selbst entworfenen, gut 300 Euro teuren Trikots, die sie für die drei Küren je eine Minute den 26 Kampfrichterinnen vorführen wird.
Die Ergebnisse der TG-Gymnastinnen
Schülerwettkampfklasse 10-12 (SWK): 1. Platz Luise Leipelt mit 23,800 Punkten / 4. Platz Lotta Richter mit 21,867 (beide qualifiziert für die Regionalmeisterschaften Mitte am 09.04. in Düsseldorf) Juniorenwettkampfklasse 13-15 (JWK): 3. Platz Emma Stegat mit 24,534 Punkten / 6. Platz Christine Tandilashvili mit 22,450 Punkten (beide qualifiziert für die Regionalmeisterschaften Mitte am 09.04. in Düsseldorf) / 12. Platz Neele Janßen mit 18,333 PunktenFreie Wettkampfklasse ab 16 (FWK): 3. Platz Clarissa Eichwald mit 29,551 (qualifiziert für die Regionalmeisterschaften Mitte am 09.04. in Düsseldorf) / 8. Platz Jessi Hagen mit 21,717 Punkten / 9. Platz Paula Giesler mit 21,499 Punkten Schülerleistungsklasse 10 (SLK): 8. Platz Christin Herwegen mit 20,066 Punkten / 9. Platz Alexandra Vaintraub mit 18,417 Punkten SWK-Gruppe Keule (Lily Anders, Vincenzina Falcone, Christin Herwegen, Klara Klein, Elise Offele, Alexandra Vaintraub): 2. Platz mit 18,084 Punkten JWK-Gruppe Seil (Neele Janßen, Luise Leipelt, Lotta Richter, Emma Stegat, Christine Tandilashvili): 1. Platz mit 21,734 Punkten FWK-Gruppe Band (Sabina Abele Bonderchuk, Paula Giesler, Frauke Janßen, Theresa Kleuker, Merle Möller, Janina Rubner): 1. Platz mit 21,767
Alle drei Gruppen eine Runde weiter
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Alle drei Gruppen qualifizieren sich damit für den Deutschland-Cup im Juni.
Doch erst rocken die Schülerinnen und Juniorinnen die Fläche, wie es im Sprech der Nischensportart heißt. Luise Leipelt landet den ganz großen Coup und holt als Einzige der TG den Westfalenmeistertitel im Einzelwettkampf. Während sie mit den Glitzersteinchen auf dem Trikot um die Wette strahlt, vergießt die große Hoffnung Emma Stegat Tränchen. Ein kleiner Fehler mit dem Reifen – so schnell platzen Träume. Am Abend lächelt sie wieder, die Qualifikation für die Regionalmeisterschaften macht es möglich.
Während am zweiten Wettkampftag die Münsteraner Gruppenformationen mit einem zweiten und zwei ersten Plätzen brillieren, schlüpft Clarissa Eichwald in die Helferrolle. Sie gehört mit 18 Jahren zum alten, weil nicht mehr so biegsamen Eisen. Sie bastelt schon eifrig am Verbleib in der Turnerfamilie, macht ihren Kampfrichterschein. Noch gehört sie zu den Meisterinnen der Kombination von Rhythmusgefühl, Haltung und Eleganz. „Noch einmal für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren wie 2014 – das ist mein Ziel“, sagt Clarissa Eichwald, nimmt den Ball und rockt die Fläche.
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