Fußball: 3. Liga
Rassismus-Vorfall um Würzburgs Kwadwo schockt Preußenstadion
Münster
Nur zehn Tage nach den rassistischen Beleidigungen gegen Jordan Torunarigha (Hertha BSC) auf Schalke gab es im deutschen Profifußball erneut einen ähnlichen Vorfall. Leroy Kwadwo von den Würzburger Kickers wurde Opfer übler Schmähungen – und das im Preußenstadion in Münster.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die gut 5000 Zuschauer im Preußenstadion begriffen hatten, welch ungeheurer Vorfall sich da gerade in ihrer Spielstätte abgespielt hatte. Leroy Kwadwo vom Gast Würzburger Kickers deutete beim 0:0 in dieser 86. Minute erbost und schockiert Richtung Tribüne. Von dort hatte er Affenlaute in seine Richtung vernommen. Zugleich meldete der 23-Jährige den Vorfall Schiedsrichterin Katrin Rafalski.
Der Großteil der Besucher reagierte umgehend und rief „Nazis raus“, Stadionsprecher Martin Kehrenberg verlas einen genau für so einen unschönen Moment vom Verband vorbereiteten Text vor, und spätestens jetzt hatte jeder begriffen, dass es in der eigentlich harmlosen Szene (ein Einwurf) zu einer unverzeihlichen rassistischen Äußerung eines Anhängers gekommen war. Der Täter war zumindest schnell identifiziert, er wurde sofort von anderen Zuschauern „wegkomplimentiert“ und kurz darauf in Gewahrsam genommen. Eine Anzeige ist ihm gewiss, ein Stadionverbot sowieso.
Kwadwo gab sich nach Spielschluss schon bemerkenswert aufgeräumt. „Ich habe sowas wie Affenlaute aus dem Block mitbekommen und die Person sofort gesehen“, sagte er. „So etwas gehört nicht ins Stadion, ein bodenloses Beispiel.“ Der Außenverteidiger merkte aber auch umgehend an, dass die Solidarität des Publikums ihm guttat: „Danke, Münster! Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich habe im Internet öfter von solchen Dingen gelesen, aber nicht gedacht, dass es mich treffen würde. Leider wird es immer solche Vollidioten geben.“
Kommentar: Solidarität bringt etwas Trost
Ein rassistischer Vorfall in Münster? In der Stadt, die sich so oft schon so beeindruckend gegen rechts gestellt hat? Kaum zu glauben, und doch passiert. Abscheulich. Der verbale Ausfall (vermutlich eines Einzelnen) hat viele erschüttert. Vor allem natürlich den Betroffenen Leroy Kwadwo. Der Würzburger hatte nicht nur den Mumm, den Täter sogleich zu identifizieren, sondern lobte hinterher sogar den Rest des Publikums für die schnelle wie bemerkenswerte Solidarität. Ein Trost. Auch für viele SCP-Fans. Thomas Rellmann
Auch die meisten anderen Stadiongäste wirkten schockiert, manche sprachlos. „Katastrophe“, murmelte Kehrenberg, der die Kulisse mit seinen Worten noch sensibilisiert hatte, nur. „Unsere Fans und er haben gut reagiert“, sagte Preußen-Spieler Seref Özcan mit Blick auf den Mann mit dem Mikro. „Jeder hat es letzte Woche bei Torunarigha mitbekommen, und dann passiert das hier“, so der Offensivspieler kopfschüttelnd.
SCP-Präsident Christoph Strässer fand schnell die richtigen Worte: „Das ist nicht das, was in unser Stadion passt. Ich kann mich hierfür nur entschuldigen. Immerhin haben die anderen Fans die richtige Reaktion gezeigt.“ Auch Vereinssprecher Marcel Weskamp betonte noch mal deutlich: „Das ist nicht Münster. Münster ist das, was wir im Nachgang erlebt haben.“ Er meinte die Sprechchöre, die von der Tribüne ausgingen.“ Kickers-Trainer Michael Schiele fügte an: „Danke für diese Antwort.“ Auch im Netz hatte sich der SCP umgehend konsequent gegen rechts gestellt und dafür viel Lob erhalten.
Am Abend verschickten die Preußen noch eine eindeutige Stellungnahme: „In der Schlussphase der Drittligapartie gegen die Würzburger Kickers kam es auf der Haupttribüne des Preußenstadions am Freitagabend zu einer rassistischen Entgleisung eines einzelnen Zuschauers gegenüber dem Kickers-Spieler Leroy Kwadwo. So abstoßend die getätigten Affenlaute gegen den Spieler waren, so beeindruckend war die anschließende Reaktionen der übrigen Zuschauer, die nicht nur auf den Täter zeigten und ihn so für die Ordnungskräfte erkennbar machten, sondern mit unüberhörbaren Nazis-raus-Rufen die starke antirassistische Haltung der Preußenfans und der Münsteraner deutlich machten. Der Verdächtige wurde bereits gestellt und verhaftet.
„Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht. Wir distanzieren uns ganz klar von solchen Äußerungen und ich habe mich unmittelbar nach dem Spiel bei den Würzburgern entschuldigt“, kommentiert Vereinspräsident Christoph Strässer die Situation.
Es gehört zu den Grundfesten des SC Preußen Münster und seiner Anhänger, sich klar und deutlich gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung - sei es wegen der Hautfarbe, der religiösen Überzeugung, des Geschlechtes oder sonstiger Orientierung - zustellen. Davon wird der Verein auch in Zukunft keinen Millimeter abrücken. Wir entschuldigen uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei Leroy Kwadwo und unserem Gegner, der heute im Preußenstadion einen harten aber stets fairen Schlagabtausch geboten hat.“
Startseite