Volleyball: Frauen-Bundesliga
„Luxus haben wir nicht“: Fragen und Antworten zur Playoff-Pleite des USC
Schwerin
Wie kam es zum schnellen 0:3? Wie ist die Stimmung im Team? Was macht jetzt noch Hoffnung? Fragen und Antworten zum Playoff-Viertelfinale in der Volleyball-Bundesliga, in dem der USC Münster das erste Spiel beim SSC Palmberg Schwerin verloren hat.
Der Mallorca-Hit „Der Zug hat keine Bremse“ ist für den USC Münster am Samstagabend bittere Realität geworden. Das erste Playoff-Viertelfinale beim SSC Palmberg Schwerin verlor das Team von Trainerin Lisa Thomsen mit 0:3 (12:25, 18:25, 18:25).
Die klar favorisierten Gastgeberinnen glichen phasenweise einem Hochgeschwindigkeitszug und zeigten eindrucksvoll, warum sie nach dem Pokalsieg auch im Kampf um die Deutsche Meisterschaft voll mitmischen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Playoff-Duell:
Wie lief Spiel eins in Schwerin?
Der USC fand zwar gut in die Partie und führte im ersten Satz mit 6:2, dann aber nahm der SSC vor 1571 Zuschauer seinen Rhythmus auf und war nur noch phasenweise zu stoppen. Juliane Schröder sah ein „überragendes Schwerin, das uns ganz schnell ganz kleingehalten hat“. Für Coach Thomsen hatte vor allem eine SSC-Rotation entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf. Die US-Amerikanerin Lindsey Ruddins servierte, Schwerin machte aus 5:7 ein 14:7. „Schwerin hat damit die Sicherheit gefunden“, meinte die USC-Trainerin. „Und wenn sie ihre Gelassenheit entwickeln, spielen sie unfassbar guten Volleyball.“
Münster hingegen geriet unter Dauerdruck. Zudem war der SSC viel variabler als die Gäste: Mit Ruddins (14 Punkte), Indy Baijens, Tutku Yüzgenc (beide 12) und der Ex-Münsteranerin Lina Alsmeier (11) punktete ein Quartett zweistellig. Beim USC schaffte das nur Iris Scholten (13). Das größte Manko aber war Münsters Abwehrleistung, der nur ein Blockpunkt entsprang. Schwerin hingegen sammelte deren elf. Thomsen sagte: „Wir haben es im Vergleich zum Spiel vor drei Wochen nicht geschafft, in den Komplex Block-Abwehr zu kommen. Das ist eigentlich unsere Stärke.“
Welche Rolle spielt die Erfahrung?
Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Der SSC ist Dauergast in den Playoffs, gewann zudem in dieser Saison den Pokal und mischte auch lange im europäischen Geschäft (CEV Cup) mit. „Ich habe eine junge Mannschaft“, erklärte Thomsen hingegen. „Für ganz viele war es das erste Playoff-Spiel in der Volleyball-Bundesliga. Das muss man erst mal verarbeiten und die Nervosität loswerden.“
Auffällig war, wie positiv und locker der USC die Highlight-Partie anging. Die Spielerinnen sangen während des Aufwärmens bei einigen Liedern mit, hatten allesamt ein Lächeln auf den Lippen. Das aber wich Stück für Stück, als Schwerin ernstmachte. „Wir waren immer noch locker, haben aber den Zugriff aufs Spiel verloren“, meinte Thomsen.
Wie ist die Stimmung beim USC?
Die Favoritenrolle war vorab klar verteilt, trotzdem hatten die Gäste sich etwas mehr erhofft, wollten Schwerin länger auf die Nerven gehen. Coach Thomsen sagte nach Spielende: „Ich kenne meine Mannschaft: Es wird nicht schwer sein, sie wieder aufzurichten.“ Das ordnete Schröder ähnlich ein: „Der Umgang mit so einer Niederlage ist von Persönlichkeit zu Persönlichkeit ganz unterschiedlich. Ich bin relativ schnell, brauche die Rückfahrt im Bus dafür, dann geht es am nächsten Morgen schon wieder.“ Die Mittelblockerin sagte kurz nach dem 0:3 aber auch: „Ich habe eigentlich gar keine Worte für das Spiel. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte.“
Wie viel Saft haben die USC-Akkus noch?
Das teilweise höllische Tempo der Schwerinerinnen hat Kraft gekostet. Besonders auffällig war das am Samstag bei Maria Schlegel, die vor drei Wochen noch bärenstarke 23 Zähler gegen Schwerin erzielt hatte und dieses Mal bei sieben blieb. „Wir haben nicht den Luxus, dass wir so viel wechseln können wie andere Teams“, erklärte Thomsen. „Wir müssen gegen jeden Gegner Vollgas spielen. Deshalb hat die Saison unglaublich viel Kraft gekostet, gerade für unsere tragenden Säulen.“ Neben Schlegel nannte die Trainerin auch Topscorerin Scholten und Zuspielerin Katerina Valkova.


Schwerins Coach Felix Koslowski hingegen verordnete seinen Stammkräften im letzten Hauptrunden-Spiel gegen Schlusslicht Neuwied (3:0) mit Ausnahme von Jazmine White eine Pause. Gegen Münster ließ er seine stärkste Sechs bzw. Sieben nahezu durchspielen. Koslowski erklärte: „Wenn wir den USC spielen lassen, kann er auf sehr hohem Niveau spielen. Wir dürfen keine Sekunde nachlassen, müssen den Druck und die Intensität hochhalten.“ Gegenüber Thomsen gab ihrem Team Sonntag und Montag frei, anschließend beginnt die viertägige Vorbereitung. Sie meint: „Wichtig ist, dass wir gut regenerieren und dass die Mädels viel schlafen.“
Was macht Hoffnung fürs Rückspiel?
Der USC setzt am kommenden Samstag (15. April, 19.30 Uhr) voll auf die beeindruckende Heimstärke. In der Hauptrunde gewann das Team sechs von zehn Partien am Berg Fidel, blieb nur gegen Aachen und Stuttgart ohne Punkte. „Wir spielen zu Hause eine unfassbare Saison“, sagt Thomsen, die hofft, dass die 1571 Zuschauer von Schwerin klar übertroffen werden. „Und dann wird es ein ganz, ganz anderes Spiel.“ Auch SSC-Coach Koslowski hat Respekt vor dem Wiedersehen in Münster. Er sagt: „Wir wissen, dass wir eigentlich noch gar nichts erreicht haben in dieser Viertelfinal-Serie.“
Thomsen wird in der Trainingswoche vor allem an der Block-Abwehr arbeiten, außerdem – wie zu Beginn in Schwerin – auf mutige Aufschläge setzen. Schröder meint: „Da struggelte Schwerin, da können wir was bewirken.“ Die Qualitätsunterschiede und der Kraftaspekt sollen am Berg Fidel keine Rolle spielen. „Unsere Zuschauer sind unglaublich, sie tragen dich auch über ein körperliches Tief hinweg“, erklärt Thomsen. „Wenn wir das Heimspiel gewinnen und Schwerin in ein drittes Spiel zwingen, wäre es ein Riesenerfolg. Das ist eine riesengroße Motivation.“
Startseite